Was unternehme ich mit meinem Kind – Alltagsgestaltung außerhalb vom Kindergarten

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Als wir uns dazu entschlossen, unseren Sohn wieder aus dem Kindergarten zu nehmen, stand nach kurzer Zeit die Frage im Raum, wie ich meinen Alltag mit ihm so strukturiere, dass er abwechslungsreich und anregend ist – auch außerhalb einer institutionellen Betreuung. Oft wird als Argument dafür, dass Kinder einen Kindergarten besuchen sollten, angeführt, dass die Kinder zu Hause/im Familienalltag nicht genügend altersgerechte Anregungen erfahren könnten. Natürlich entspricht das in den meisten Fällen nicht der Wahrheit, denn auch schon der ganz normale Familienalltag ist sehr anregend und eine gut gestaltete Umgebung kann für das Kind immer eine phantasievolle und liebevolle Spielumgebung sein. Auch der Kontakt mit anderen Kindern kommt nicht zu kurz durch Aktivitäten und natürlich die große Schwester (bald zusätzlich einen kleinen Bruder) und FreundInnen.

Ein Kind, das nicht den Kindergarten besucht, hat die Möglichkeit, zu Hause viele Erfahrungen des Alltags zu begleiten, die es sonst versäumen würde: Schon kleine Kinder können bei der Reinigung im Haushalt helfen, mit einem kleinen Wischmop das Bad putzen, können mit Staubsaugen oder -wischen, können den Tisch abräumen und Geschirr in den Geschirrspüler stellen oder selbst abwaschen. Der Sohn legt mit seinen drei Jahren auch einige Teile seiner Wäsche selbständig zusammen oder hilft bei der Zubereitung des Essens, indem er Sachen klein schneiden darf.

Neben diesen Alltagsdingen habe ich mir jedoch für dieses Jahr auch eine Wochenstruktur für bestimmte Angebote ausgedacht, um unsere gemeinsame Woche gut zu strukturieren. Hierdurch habe ich für mich eine Orientierung und auf der anderen Seite auch mein Kind, damit es ein Gefühl für die Woche bekommt. Natürlich gibt es immer eine gewisse Variation in den Tätigkeiten und auch am Nachmittag finden beispielsweise Aktivitäten wie Malen mit der großen Schwester statt, aber im Groben ist unsere Woche folgendermaßen aufgeteilt:

Montag: Malen/Gestalten/Plastizieren

Die Woche startet entspannt bei uns mit einem ruhigen Tag, durch den wir wieder in der Alltagswoche ankommen können. Montags steht das Malen und Gestalten im Vordergrund: Es wird gemalt, immer mal wieder mit unterschiedlichen Materialien wie Buntstiften, Filzstiften, Fenstermalern, Aquarellfarben auf feuchtem Aquarellpapier, normalen Deckfarben. Oft malen wir frei, manchmal aber auch in einem Malbuch oder in vor mir vorgezeichneten Bildern – es ist also immer wieder unterschiedlich. Wir bauen mit Playmais oder ziehen Kerzen. Wir nutzen verschiedene Materialien wie Salzteig, Ton oder Knete. Wir waren auch schon – insbesondere zur Gestaltung von Geschenken – in Keramikmalstudios.

Dienstag: Ausflugstag Museum/Ausstellung

Der Dienstag ist der Tag, an dem meine Tochter etwas länger als an den anderen Tagen in der Schule ist, weshalb sich dieser Tag für Ausflüge anbietet. Manchmal gibt der Sohn die Ausflugsziele vor, insbesondere wenn er sich über einen längeren Zeitraum mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Mögliche Ausflugsziele in Berlin, die wir häufiger besuchen, sind beispielsweise das Labyrinth Museum, das MachMit! Museum (in dem es gerade eine Ausstellung zum Thema Geburt gibt), das Sealife oder das LEGOland am Potsdamer Platz. Die beiden letzteren sind unter der Woche auch vormittags wesentlich weniger besucht als am Wochenende und wir haben glücklicherweise dafür eine Jahreskarte geschenkt bekommen, die wirklich praktisch ist in unserer Situation. Insbesondere das Sealife besuchen wir recht oft und nehmen die Themen dort auch zum Anlass, um sie zu Hause weiter aufzuarbeiten (beispielsweise das Thema Plastikmüll im Meer).

Mittwoch: Ausflugstag Spazierengehen/Natur

Naturerfahrungen sind wichtig. Glücklicherweise haben wir ja am Wochenende auf dem Land immer die Möglichkeit, über die Felder zu laufen, im Wald spazieren zu gehen und Pferde und Schafe zu besuchen. Mir persönlich fehlt die Ruhe und die frische Luft unter der Woche aber auch sehr. Es ist schon ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land. Die Naturerfahrungen in der Stadt sind mit denen auf dem Land nicht zu vergleichen, aber natürlich gibt es auch in der Stadt gute Orte, die besucht werden können. Bei uns sind es Parks und Wälder wie der Plänterwald, der Volkspark Friedrichshain, der Volkspark Prenzlauer Berg. Wenn wir länger fahren können, fahren wir auch mal im Sommer in den Britzer Garten. Auch auf dem Tempelhofer Feld waren wir schon einige Male oder im Park am Gleisdreieck. Und wenn es mal nicht so viel Natur sein soll oder kann, suchen wir immerhin einen Spielplatz auf, die ich sonst eher weniger gern besuche.

Donnerstag: Backtag

Neben den normalen Tätigkeiten im Alltag gibt es auch besondere Sachen, die die Kinder mitmachen können und von denen ich denke, dass sie lehrreich und anregend sind. Das Backen ist eine dieser besonders schönen Aktivitäten: Es wird zusammen abgewogen (Mathematik), es werden Sachen zusammengemischt, die miteinander reagieren (Chemie) und es ist eine sensorische Freude, mit den Händen zu kneten. Und natürlich kommt zum Schluss noch der Geschmackssinn ins Spiel…

Bisher ist der Mann ja der Brötchenbäcker in unserer Familie und ich bin eher für die Kuchen und anderen süßen Speisen zuständig. Fest vorgenommen habe ich mir aber, mir von ihm einen einfachen Brötchenteig zeigen zu lassen, den ich mit dem Sohn vormittags machen kann, damit wir abends gemeinsam die Brötchen essen können, die wir vormittags gemacht haben.

Freitag: Sporttag

Ganz neu für dieses Jahr vorgenommen habe ich mir, dass wir auch einen Sporttag mit dem Sohn einplanen, an dem es vormittags um Aktivitäten wie schwimmen, tanzen, klettern oder wandern geht. Vielleicht finden wir auch einen Sportkurs, die aber in diesem Alter eher immer nachmittags sind, was dann wieder schwieriger zu vereinbaren mit den Terminen der Tochter ist. doch das gemeinsame Schwimmen im Schwimmbad (oder in den Ferien im See) oder eine andere feste geplante Tätigkeit ist sicher eine Bereicherung. Sicherlich ist das auch nach dem Wochenbett ein ganz guter Programmpunkt für mich für die Rückbildung.

… und die Sache mit der Arbeit nebenbei

Da ich allerdings auch weiterhin arbeite neben der Begleitung der Kinder im Alltag und momentan die Abendstunden dafür allein nicht reichen, muss ich mir auch hier noch langfristig eine andere Möglichkeit suchen, um tagsüber 1 bis 2 Stunden Zeit zu haben, um einige Dinge zu erledigen. Manchmal geht es, dass der Sohn eine halbe Stunde in ein Spiel versunken ist und ich nebenher etwas anderes tun kann. Derzeit haben wir auch schwangerschaftsbedingt eine Familienpflegerin, die mir einige Dinge abnimmt, aber langfristig werde ich wohl ein Mütterteam wie hier bilden, wenn auch das Baby dann hier ist, so dass neben dem geplanten Rahmenprogramm auch noch ein wenig Arbeit für mich möglich ist.

Wie macht Ihr das mit Euren Kindern zu Hause? Habt Ihr feste Tage für einige Sachen? Und wenn Eure Kinder im Kindergarten sind: Habt Ihr eine Struktur für die Nachmittage?
Eure

Susanne_clear Kopie

7 Kommentare

  1. Liebe Susanne, da inzwischen ja der Mann leider teilweise wieder ausserhäusig ist und mittags das Kind von der freien Schule abgeholt werden muss (40 km), gibt das schon genug Struktur vor, den Rest möchte ich mit den drei Kindern gerne so frei gestalten, wie das mit meiner Arbeit möglich ist. Wir haben Dienstag unser Rockzipfel-Eltern-Kind-Büro jetzt in einem Kindercafe etabliert und überlegen Donnerstag unser Mütterteam vom letzten Jahr wieder neu zu beleben. (Hier hatte ich über coworking etc mit Kind geschrieben: http://www.freilern-blog.de/?s=Mütterteam+)Mittwoch sind wir durch Logopädie der Mittleren eh in der Stadt. Der einzige weitere wirklich fixe Kindertermin ist der Malort. Ansonsten bleiben wir teilweise da, gehen in Museum, Park oder Kletterpark. Haushalt und Einkaufen wird auch noch gern mitgemacht. Mittag verabreden sich die Mädels manchmal oder jemand kommt mit her. Oft auch Leute von der Schule, oder ein einziges der Nachbarskinder, die anderen sind meist bis fast 17 Uhr im Kindergarten und kaum mal auf dem Spielplatz zu sehen. Ansonsten wird viel gemalt, gebastelt, gelesen und vorgelesen. Allerdings weniger strukturiert, eher das, was gerade von den Kindern kommt. Teilweise sind sie echt auch als „Rudel“ unterwegs in Hof und Garten oder arbeiten in der „Kinder-Werkstatt“, die wir auf dem Dachboden mit einfachsten Mitteln gestaltet haben. Die Große töpfert auch gerne, braucht inzwischen aber auch wirklich so ihre Zeiten alleine, ihren Rückzug. Hier auf dem Land gehen wir dann zudem halt zB in den Wald oder zu den Pferden und versuchen einen festen Schwimmbadtag in der Woche, der derzeit oft der Kongressvorbereitung zum Opfer fällt. Auch treffen wir öfter die Großeltern, zumal eine Oma sehr sehr krank ist. Als mein Mann zuhause war, wollten die Kinder am liebsten gar nicht weg und während der Reise sind wir halt oft wohin, wo andere Kinder waren oder waren mit anderen Reisefamilien unterwegs. Die vorletzten 2 Monate vor Geburt unseres Dritten waren wir in einem Freilernercamp, das war natürlich prima, einfach aus der Tür raus:)
    LG, Lena

  2. Das könnt Ihr gerne machen, nur leider ist es ja eher Berlinspezifisch, aber die grobe Struktur ist ja variabel.

  3. Katharina

    Sehr interessanter Artikel!
    Wieso magst du Spielplätze nicht so gern?
    (mein Sohn ist noch nicht im Spielplatz-Alter, aber ich habe den Eindruck mir gehts auch so).

  4. Sooooooo spannend, dein Artikel! Hier in der Schweiz kommen Kinder mit 4 Jahren in den Kindergarten (obligatorisch), wo sie dann zwei Jahre bleiben. Danach werden sie eingeschult. Der Kindergarten wird zugeteilt (keine freie Wahl, eine Kindergärtnerin, 20-25 Kinder, 5x 08.00-11.30, zwei- oder dreimal noch nachmittags. Eingewöhnungszeit mit Eltern: nicht gestattet.) Bei meinem im Frühling 12 geborenen Sohn wäre es also im Sommer 16 soweit, aber wie fast alle Eltern verschieben wir den Eintritt um ein Jahr, Gründe siehe oben. Viele Kinder besuchen aber mit 3 Jahren eine (freiwillige) Spielgruppe: 1 oder 2 Nachmittage pro Woche, als sanfte Eingewöhnung für das Kommende. Natürlich besuchen auch viele Kinder tageweise eine Kita (dann aber meistens nur 1 oder 2 Tage, an welchen die Mutter arbeitet, wobei oft der grösste Teil dieses Zusatzeinkommens auch gleich wieder für diese Betreuungsform aufgewendet werden muss). Will heissen: Hier ist es völlig normal, dass sich drei- und vierjährige Kinder überwiegend zuhause aufhalten. Niemand kommt auf die Idee, dass ihnen dadurch was fehlen könnte. Im Gegenteil, noch immer werden andere Betreuungsformen argwöhnisch beäugt (in Sachen Kinderbetreuung gilt die Schweiz ja als extrem rückständig). Schon lustig, zwei Nachbarländer, (fast) die gleiche Sprache, aber was fast ein bisschen nach Rechtfertigung klingt bei dir, ist hier die Norm.

    • Das ist wirklich sehr spannend! Danke für den Einblick. Und tatsächlich: es ist immer auch ein bisschen Rechtfertigung dabei 😉

  5. Antje Müller Meyer Lehmann

    Er ist bei dir weil du weißt das er gut aufgehoben ist. Da du dir so viele Gedanken machst, ist es auch so! 😉
    Die Umsetzung eines Wochenplanes stele I mir bei all den kleineren u größeren Katastrophen, Erldeingungen/Behördengänge und Krankheiten allerdings schwer vor, aber dein Gefühl bzw. der Wunsch deines Kindes nach etwas bestimmten würden sicher auch als Takt reichen.

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