4 Gründe warum ich immer wieder mit Stoff wickeln würde

Es ist Dienstag morgen. Dienstags wasche ich Windeln, das habe ich mir so eingeteilt. Wieder einmal eine ganze Maschine Windeln. Aber mal ehrlich, das geht innerhalb von 2 Minuten. Rein in die Maschine, Waschmittel rein, an. Von da in den Trockner und wieder in den Gebrauch. Wickeln mit Stoff war für uns eine ganz bewusste Entscheidung. Bei unserer ersten Tochter dachten wir noch, wir lassen das die anderen machen. Dann kam diese Wegwerfwindel ans Kind und sie stank. Nach Chemie. Ich bekam davon ganz schnell Kopfschmerzen. Und dann kam meine Hebamme mit Stoffwindeln daher während der Babymassage. Von da an ging es schnell: Testpaket bestellt, zu ängstlich gewesen, die Windeln auszuprobieren und aus Zufall über ein System gestolpert, das zu uns passte. 

Seitdem wickeln wir mit Stoffwindeln und momentan haben wir 2 Windelkinder. Das ist ein wenig mehr Aufwand (1-2 Maschinen Wäsche pro Woche), aber es ist dennoch etwas, was wir gerne in Kauf nehmen. Seit zwei Jahren bin ich nun Stoffwindelberaterin und habe die Beratung in meine Familienbegleitung integriert. Ich werde oft gefragt, warum wir mit Stoff wickeln. Daher gibt es heute für dich meine Top 4 Gründe, warum ich immer wieder mit Stoff wickeln würde.

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1. Die Gerüche: Eine Windelpackung aufmachen ist für mich sehr unangenehm. Der Geruch nach Plastik und Chemie ist für geruchssensible Menschen wie mich, kaum auszuhalten. Wenn wir aus diversen Gründen mal mit Wegwerfwindeln wickeln, bin ich immer wieder geschockt, wie extrem die Windel riecht. Trocken oder nass. Eine Stoffwindel riecht auch, aber die Gerüche sind natürlicher und treten erst dann auf, wenn das Baby in die Windel gemacht hat. Und dann ist eh Zeit zum Wickeln.

2. Nachhaltigkeit: Stoffwindeln sind deutlich nachhaltiger, als etwas, das nach dem Gebrauch weggeworfen wird. Das ist klar. Aber hier kannst du direkt noch tiefer gehen. Ich kaufe überwiegend Stoffwindeln, die auch nachhaltig produziert werden. Je näher der Produktionsort, desto besser. Je mehr ich über die Firma weiß, desto mehr Vertrauen habe ich in sie. Wenn wir mit den Windeln durch sind, können sie weiter verkauft werden. Die meisten Windeln halten einfach so lange, dass sie einige Wickelkinder mitmachen.

3. Der Spaß: Ich finde Stoffwindeln schön. Und ich probiere gerne mit den verschiedenen Systemen herum. Das ist schon was anderes, als nur verschiedene Marken des gleichen Produktes auszuprobieren. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Stoffwindelsystemen. Und selbst die gute alte Mullwindel macht mir Spaß. Die kann mehr, als nur Spucke auffangen.

4. Wickeln mit Liebe und Achtsamkeit: Mit Stoffwindeln zu wickeln, hat mich viel aufmerksamer gemacht, was die Ausscheidungsbedürfnisse meiner Kinder angeht. Obwohl wir “nur” Teilzeit-windelfrei praktizieren, glaube ich stark, dass der Erfolg und das Interesse daran durch die Stoffwindeln gestärkt wurde.

Auch die Wickelzeit ist für uns eine intime, wichtige Zeit mit dem Kind. Die große Tochter sucht sich die Windeln selbst aus, die kleine Tochter genießt immer noch Massagezeiten. Wir reden über die Ausscheidungen und wir beziehen die Kinder in den Wickelprozess mit ein. 

Nicht nur ich, sondern auch mein Mann denkt so. Ich musste ihn nicht wirklich überzeugen. Dennoch war mein Antrieb der Grund für sein Umdenken. Daher lass dich nicht unterkriegen, wenn dein Partner oder deine Partnerin anders denkt. Probiert es aus. Es gibt viele Möglichkeiten, Testpakete zu bestellen und gebrauchte Windeln gibt es auch günstig. Wenn du noch unsicher bist, kannst du eine Stoffwindelberatung machen. Es gibt mittlerweile viele Beraterinnen in Deutschland und einige bieten auch eine Onlineberatung an. So ersparst du dir Zeit, Frust und Fehlkäufe!

Bis bald, deine Jessica

Screen Shot 2015-10-20 at 09.24.40Jessica Brägelmann ist Familienbegleiterin und Pädagogin. Sie wohnt in Bremen mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern. Dort bietet sie Trageberatung, Eltern-Kind-Kurse, Breifrei-Workshops, Babymassage, Elternberatung, Still- und Stoffwindelberatung an.
http://www.jessicabraegelmann.de

2 Kommentare

  1. Sylvia Hoppe

    Und nicht zu vergessen: Stoffies sparen Bares!
    Spätestens beim Zweiten Kind zahlt sich die Anschaffung gegenüber WW-Windeln aus.

  2. Ich finde Stoffwindeln ja auch super und viel ansprechender, aber es gibt auch Kinder (meines), da funktioniert es irgendwie nicht. Mein Kind hatte immer Ausschlag, weil Stoffwindeln eben nasser sind als Wegwerfwindeln und das, egal wie oft wir wickelten. Zuhause oft stündlich. Das bedeutet aber auch, dass man, wenn man raus geht, eine Reisetasche voller Windeln mitnehmen muss (die sind ganz schön groß).
    Nachts haben wir als erstes aufgegeben, das Kind wachte morgens in einer triefnassen Windel auf, da haben wir dann auf DM-Windeln umgestellt.
    Das hat den Ausschlag sofort reduziert.
    Irgendwann haben wir das unterwegs auch getan, weil wir unser Winterkind nicht ständig ausziehen und wickeln wollten.
    Dann, mit 8 Monaten wurde uns eine Entwicklungsverzögerung diagnostiziert, die durch einen unterdurchschnittlichen Muskeltonus kam und dieser Muskeltonus hat auch dazu geführt, dass sich das Kind, sobald es in Stoff gewickelt war, vom Bauchnabel abwärts nicht mehr bewegte. Es ist einfach schwerer, sich in Stoffwindeln zu bewegen – bei normal entwickelten Kindern mit gutem Muskeltonus fällt das aber kaum ins Gewicht.
    Es war dieser Moment, als ich einfach alle Windeln schweren Herzens auf Ebay verkauft habe und einsehen musste, dass Stoffwickeln bei uns einfach nicht ging. Ausschlag war dann weg, Kind hat entwicklungstechnisch aufgeholt.
    Ich erzähle das ganz gerne, weil es eben zeigt, dass es nie die eine Lösung gibt, die für alle stimmt. Meinem Kind hätte es gut getan, wenn ich nicht so lange durchgehalten hätte. 🙂

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