Ich dachte mal, dass ich abgestillt hätte. Das war vorletztes Wochenende. Habe ich aber doch nicht, wie ich am Montag darauf feststellte. Abstillen ist ein Prozess, getragen von Kind und Mutter. Er braucht Zeit. Heute berichte ich Euch von unserem Weg.
Ein Kleinkind abzustillen ist anders, als ein Baby abzustillen. Denn das Kind weiß darum, dass sein Bedürfnis nach Stillen gestillt wird. Es erwartet das Stillen, denn so ist es immer gewesen: Bei Bedarf wurde die Brust gegeben. Über Jahre hat sich dieses eingeprägt, weshalb es nicht möglich ist, abrupt und ruppig das Stillen zu beenden. Auch „Tipps“ wie das Trinken bitteren Tees, damit die Muttermilch nicht mehr schmeckt, ist nicht im Sinne des Umgangs, den man bisher hatte. So, wie bisher respektvoll miteinander umgegangen wurde, sollte es auch fortgeführt werden – gerade zum Ende dieser wichtigen Zeit.
Tipps und Tricks sind also nicht für diese Zeit, in der so etwas Besonderes zu Ende geht. Bei meiner Tochter war es hilfreich, dass sie in den Kindergarten kam und somit die Gelegenheiten weniger wurden, in denen gestillt werden konnte. Wir verabredeten, dass nach dem Kindergarten gestillt wurde, wenn wir zu Hause waren, ganz in Ruhe. Stillplätze wurden umgangen, Routinen nicht mehr in den Alltag eingebaut – oder andere. Die Stillkleider und -shirts wurden aus dem Kleiderschrank entfernt.
Wenn die Stillzeit zu Ende geht, eröffnet sich ein neuer Raum der Zweisamkeit. Es kommt eine andere Nähe an die Stelle dieser Nähe. Gemeinsam werden neue Momente gefunden, neue Rituale. Vielleicht das lange Kuscheln am Morgen, kuschelige Vorlesezeiten nach dem Kindergarten.
Als er nach drei Tagen der Pause doch wieder stillen wollte, konnte er dies tun. Ich war sicher, dass die Abstände nun geringer weniger werden würden. Und tatsächlich gab es wieder Tage, an denen nicht gestillt wurde. Ich fragte nicht nach. Manchmal gab es kurze Momente, in denen ich merkte, dass er stillen wollte und ich umging sie mit anderen Dingen: doch noch ein Buch vorlesen, ein Glas Wasser holen – auch mit Prickel -, zu einem Spiel einladen. So werden sie immer weniger, die Nachfragen, die Stillmomente. Sie werden jetzt bald ganz zu Ende gehen. Das Ende einer langen Zeit. Ein sanfter Abschied, der auch dieses Mal eine neue Tür aufgehen lässt für andere Momente.
Und wie war das Abstillen bei Euch?
Eure

Ehrlich gesagt, kam bei uns nach knapp zwei Jahren recht spontan der Punkt, an dem ich schlicht nicht mehr wollte. Also hab ich sie nicht mehr gestillt. Tagsüber war das gar kein Problem, nachts (vorher wurde sie da noch etwa alle 2 Stunden gestillt) ist sie in der ersten Nacht wie üblich aufgewacht, hat sich aber durch in den Arm nehmen trösten lassen. Danach hat sie dann größtenteils durchgeschlafen… ich muss gestehen, so problemlos stillen mit Kind im Bett nachts auch ist – hätte ich das gewusst, hätt ich vermutlich schon früher abgestillt.
Für uns hat’s insgesamt so gepasst, denk ich. Es ist inzwischen schon echt lang her, so genau erinnere ich mich nicht mehr daran.
Ach, der Beitrag kommt gerade recht irgendwie. Bei mir ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ich nicht mehr mag. Mein Stillkind ist 18 Monate alt und wird schon eine Weile tagsüber nicht mehr gestillt. Ohne Zwang und Tränen, sie hat das gut akzeptiert. Sollte es mal ganz arg kommen, durfte sie aber trotzdem stillen.
Sie war nie besonders brustfixiert – nur nachts, da gibt es großes Theater, wenn ich sie anders beruhigen möchte. Das heißt, dass ich mich in 1,5 Jahren noch nie mit ihrem Papa nachts abwechseln konnte. Da sie häufig aufwacht, geht mir das langsam extrem an die Substanz. Schlichtweg: Für mich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich das Abstillen angehen will.
Aber naja, ich habe irgendwie keinen Schimmer, wie ich das nun am besten angehen soll. Ich weiß nicht, ob sie es wirklich versteht, wenn ich ihr erkläre, dass wir nachts nicht mehr stillen. Habe es schon zweimal nach Gordon versucht, aber wir kommen über die erste Phase nicht hinaus. Vielleicht hast Du einen Rat für uns?
Hallo Liz, so geht’s bei uns auch – 16 Monate und ich weiß nicht, wie ich abstillen soll…tagsüber ist auch immer noch 1-3mal angesagt, und dann isst sie auch viel weniger (also wenn sie mit mir zusammen ist)…ich glaube, weil sie weiß, da gibt es noch was, das sie lieber mag (Milch)… 😉 Wenn sie betreut wird bei der Tagesmutter, dann geht es auch ohne und dann isst sie auch gut!
Ich habe auch irgendwie keine Lust mehr…ich kann meine 3 Still-BHs nicht mehr sehen… Und besonders nachts wäre es mal schön, wenn sie sich auch durch jemand anderen beruhigen ließe…vor allem, da wir im Oktober zu zweit weg möchten für 4 Tage..
Liebe Grüße, Julia
Wie schön, dass es diese respektvollen Mutter-Kind-Beziehungen noch gibt, wo die Bedürfnisse (beider!) erfasst werden. Ich wünsche allen Müttern die Gelassenheit, auf den Weg von ihnen selbst und ihrem Baby zu vertrauen. Egal ob und wie lange sie stillen. Was ich persönlich vermerken kann: Oft wird gesagt, grosse Kinder könne man kaum mehr abstillen, ohne dass es sehr anstrengend und schlimm für beide „Parteien“ (allein schon dieses Wort…) wird. Ich habe es ganz anders erlebt. Friedlich, „organisch“, absolut problemlos, ähnlich wie du es schreibst. Keine Szenen, kein Terror. Einfach ein langsames Hinüberwachsen in neue Rituale, andere Vertrautheiten.
Wunderschön und treffend geschrieben, danke!
LG Christina
http://www.entspannt-stillen.de
Ich finde es interessant, was du schreibst. Klingt für mich, als würdest Du das Abstillen doch ein wenig leiten. Du schreibst, du umgingst die Momente, in denen er stillen wollen könnte, mit anderen Dingen… wäre es dir denn unangenehm gewesen, zu stillen? Bist du froh, dass er abstillt und „hilfst“ einfach ein wenig nach? Gibt es für Dich eine magische Grenze, die Du lieber nicht überschreiten möchtest? Bitte nicht falsch verstehen aber der Umgang mit dem Abstillen bei anderen LZS-Müttern interessiert mich einfach 😉 Irgendwann wird es vlt bei uns auch so sein… bis jetzt habe ich die Maus immer stillen lassen, wenn sie wollte, sie nie mit etwas anderem abgelenkt. Sie stillt aber auch nur noch selten untertags und wenn, dann störte es mich bisher nicht.
Ja, denn wenn ich abstille, dann stille ja durchaus ich ab und nicht er selbst. Es ist so, dass das Interesse von sich aus nachgelassen hat. Aber in manchen Situationen schaue ich, ob wir vielleicht auch eine andere Lösung als das Stillen finden. Beispielsweise wenn ich merke, dass er wirklich Durst haben muss, frag eich, ob er nicht lieber etwas frisches Wasser trinken möchte. Oder wenn es Situationen gibt, in dem ihm langweilig ist, dann schaue ich, was ich ändern kann.
Mein Sohn hat sich selbst mit 10 Monaten (auf den Tag genau) abgestillt. Er hatte eine absolute Regelmäßigkeit seit er 4,5 Monate alt war. Morgens, mittags, nachmittags, abends stillen. Und das, obwohl er voll gestillt wurde. Zwischendurch wollte er einfach nicht. Als wir mit 5,5 Monaten mit Karotten angefangen haben, wollte er immer mehr. Nach einer Woche hat er mittags schon 200g Gemüse gegessen, stillen wollte er dann zumindest mittags nicht mehr. Er war immer mehr an dem „Erwachsenenessen“ interessiert, dass er die Still-Mahlzeiten mit der Menge an fester Nahrung ersetzt hat. Mit 9 Monaten hat er morgens zusätzlich zum Stillen danach Brot mit gegessen. Als ich einen Morgen ziemlich erkältet war, hatte er dem Papa signalisiert, dass er aufstehen und Brot essen möchte. Mich hat er mit den vollen Brüstrn im wahrsten Sinne links liegen lassen. Mit dickem Kopf und Nase fand ich das ganz nett, allerdings wollte er ab dann nur noch Brot und unser Essen, nicht mehr an die Brust.
Im Nachhinein bin ich fast ein bisschen traurig, da ich beim letzten Mal Stillen nicht damit gerechnet habe, dass ich ihn da tatsächlich das letzte Mal stille.
Ich bin trotzdem froh, dass wir für uns den optimalen Zeitpunkt gefunden haben, ohne dass ich ihn zwingen musste.
Ein schöner Artikel, ich mag deine Worte! 🙂
Ich stille meinen Sohn mit zwei Jahren auch noch. Ich genieße diese schöne Zeit und er auch. Mir ist klar, dass es eine Zeit geben wird, in der dies nicht mehr so sein wird. Und das ist auch völlig in Ordnung. Ich wünschte nur, ich könnte meiner Entscheidung über das Langzeitstillen, selbstbewusster zur Seite stehen. Mittlerweile ist es mir sehr unangenehm vor anderen zu stillen, aus „Angst“ sie könnten etwas sagen. Erst neulich war meine Frauenärztin der Meinung mir sagen zu müssen, dass ihm das sowieso nichts mehr bringt und es dadurch zu einer „gestörten“ Beziehung kommen kann, schließlich muss er ja auch mal selbstständig werden und außerdem leidet auch das Gewebe drunter. Es macht mich wütig, dass diese Ärztin und so viele andere Menschen der Meinung sind, bei solchen intinwm Dingen, die sie absolut nichts angehen, ihren Senf ungefragt dazu geben zu müssen. Als wenn IHRE Ansicht die einzig „Richtige“ für UNS sei. Am meisten ärgert mich aber, dass ich einfach nicht selbstsicher dazu stehen kann…
Das kann ich verstehen. Wie du es machst ist vollkommen okay für euch. 🙂 Das mit dem selbstsicher dazu stehen ist auch für mich nicht leicht in einer Gesellschaft, die so anders tickt. Dennoch weiß ich im inneren das mein Bauch Gefühl der für mich richtige weg ist und auch wenn ich wie du nicht selbstsicher dazu stehe offen, ist es gut sein ding durch zuziehen und darauf kannst du stolz sein. Genieße es das du stark bist es durch zuziehen und das ist das schönste und beste. Der Rest mit der Sicherheit vor anderen. . . ist nicht so einfach, sei dir aber bei dir selbst aber immer sicher und erfreu dich daran.
Mein Sohn ist fast viereinhalb – ich warte noch auf den Moment des Abstillens. Ohne Zwang, ohne Zeitdruck. Vor einem Jahr kam die Kleine dazu, jetzt liegen sie öfter friedlich gemeinsam an und auf mir und streicheln sich beim Trinken und Kuscheln gegenseitig. So schön!!!
Hallo Mareike, mein Sohn ist zweieinhalb, wir stillen noch und ich bin wieder schwanger. Darf ich dir eine komische Frage stellen? Reicht denn die Muttermilch für das Neugeborene, wenn das größere Geschwisterchen mittrinkt? Ich weiß, die Brust passt sich den Bedürfnissen / Umständen an, aber wenn mein „Großer“ merkt, dass es wieder mehr Milch gibt als bisher wird er vielleicht auch mehr wollen …?! Mal sehen. Vielleicht entscheidet sich ja aber auch alles in den Tagen nach der Geburt, denn ich muss zwangsweise einen Kaiserschnitt durchführen lassen und wäre dann 5 Tage in der Klinik, sodass abends „nur“ der Papa zum Einschlafen da wäre. Bin schon ziemlich gespannt und freue mich auf die Zeit.
@ Susanne: Danke für deine tolle Website, denn du besinnst einen in diesen schnelllebigen Zeiten auf das was wirklich wichtig ist.
Hallo Claudia , mein Sohn ist fast vier und vor ca fünf Monaten hab ich unseren zweiten Sohn geboren ! Jetzt stille ich beide ! Jeder hat seine eigene Brust ! Die Milch reicht völlig aus! Ich hatte vorher keine Milch mein großer hat nur an der Brust genuckelt, ich dachte wenn die Milch kommt mag er die evtl nicht mehr und ich könnte abstillen. Falsch gedacht, er liebt die Milch und will nun viel öfter trinken, leider ist die Milch ja sehr gehaltvoll und mein Sohn isst noch dazu ganz normal seine Mahlzeiten, d.h. Er hat in den letzten fünf Monaten ca dreieinhalb Kilo zugenommen und man sieht es schon sehr deutlich! Das ist das einzige Problem das wir haben sonst klappt es gut ! Abstillen kann ich im Moment vergessen da ich Angst vor Eifersucht habe aber vielleicht wird es anders wenn er in den kiga geht! ??♀️
Das ist sehr schön beschrieben. Danke!
Ich stille meinen Sohn (13 Monate) noch und werde dies auch noch länger tun denke ich – er braucht es sehr und oft (alle 3 -4 Stunden Tag & Nacht). Er schläft bei uns im Bett und wir tragen ihn und er isst nach einer BLW Phase mit uns und das auch gut und viel… Trotzdem will er alle 3-4 Stunden stillen und wenn mein Mann alleine mit ihm ist weint er sehr lange und sehr stark nach mir… Was in allen wunderbaren Büchern nie vorkommt ist die Frage: Ich habe das Gefühl, daß mein Sohn durch das Familienbett und durch das Mittagschlafen im Tragetuch viel kürzer schläft, weil er die Milch riecht und davon wieder wach wird und so in eine oft sehr lange Phase kommt (nachts manchmal eine Stunde lang) in der er die Brust sucht und ein paar Schlucke nimmt und wieder wegdämmert und wieder sucht etc. Das ist für uns beide sehr anstrengend und im Wagen geschoben oder alleine im Babybett am anderen Ende des Schlafzimmers schläft er viel tiefer. Da wache ich dann aber auf und schaue nach ihm weil er nicht neben mir liegt… Wie können wir einander mehr loslassen? Er mich, wenn mal eine Stillmahlzeit ausfällt, da er ja schon alles isst und ich, wenn er doch in seinem Bett schläft und unsere Idee vom Familienbett nicht funktioniert…
Hallo,
das ist wirklich ein schöner Artikel. Allerdings ist meine Tochter mittlerweile 2,5 Jahre alt und wir stillen immernoch alle zwei Stunden. Feste Nahrung ist interessant, aber nicht zum Sattwerden. Mit Ablenken, Kompromissen oder Ähnlichem kommt man nicht weit. Ich habe aber keine Lust, sie noch lange zu stillen. Kann ich da denn gar nichts machen?
Ich würde Dir empfehlen, eine Stillberaterin vor Ort aufzusuchen, mit der Du ganz ausführlich das Stillen und die Beikostmahlzeiten besprechen kannst.