Wiegenlieder – sanft in den Schlaf begleiten

Schlafen ist wohl eines der wichtigsten Themen für Eltern im ersten Lebensjahr. Nichts berührt so sehr, nichts ist so anstrengend wie fehlender Schlaf. Oft sind es schon die Rahmenbedingungen, die das Schlafen erleichtern können. Rituale sind für Kinder und Eltern wunderbar, um den Abend und das Schlafen einzuleiten. Sie geben dem Tag einen Rahmen und schon kleine Babys und Kinder lernen durch Rituale Abläufe kennen und erfahren Strukturen. Wie ein Abendritual aussieht, kann sehr unterschiedlich sein: Für die einen ist es das abendliche Waschen und die Babymassage, für andere  ist es ein Rundgang durch die Wohnung, bei dem allen Dingen Gute Nacht gesagt wird. Oft sind Abendrituale für Babys und Kinder mit Gesang verbunden. Wiegenlieder sind es, die sanft in die Nacht begleiten.

“Geborgenheit ist es, was wir einem Kind geben möchten, das einschlafen will und soll” schreibt Prof. Dr. Christoph Bührer bereits in seinem Nachwort zum Liederbuch “Wiegenlieder: Texte und Melodien mit Harmonien. Mit CD zum Mitsingen“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel), das 2009 im Rahmen des Liederprojektes erschienen ist. Und es stimmt, dass das Wiegenlied genau die Geborgenheit nachbildet, die dem Kind so vertraut aus dem Mutterleib ist: das sanfte Schaukeln, das sie bei den Bewegungen der Mutter spürten, der Rhythmus, der dem Schlagen des Herzens ähnelt. Wiegenlieder sind deswegen seit langer Zeit ein wunderbares Ritual, um Kinder in den Schlaf zu begleiten. Sie wirken nicht nur auf das Kind beruhigend, sondern auch auf den Elternteil, der liebevoll singt und so auch sich selbst beruhigen kann.

Doch Musik bewirkt noch mehr außer uns ggf. an unsere frühesten Wahrnehmungen zu erinnern: Untersuchungen haben gezeigt, dass Musik das körpereigene Belohnungssystem stimuliert. Für uns angenehme Musik bewirkt sogar, dass Gehirnstrukturen, die für Ängste und Aversionen zuständig sind, weniger aktiviert werden können. Das kann man ganz einfach selber an sich feststellen: Wer gerne singt oder pfeift, wenn er in einen dunklen Keller geht, tut das, um sich selbst zu beruhigen (vgl. Spitzer 2002, S. 188f.). Musik ist deswegen gut geeignet, um auch Kindern die Angst vor der Dunkelheit und dem Einschlafen zu nehmen.

Ganz besonders wichtig an dem Singen für und mit Kindern ist natürlich auch das Soziale: Gemeinsames Singen symbolisiert Zusammengehörigkeit, das Singen für einen anderen zeigt: Ich möchte Dir etwas Gutes tun, ich bin für Dich da.

Wiegenlieder sind daher überall auf der Welt zu finden. Bereits 2009 erschien durch das Liederprojekt eine Sammlung von 42 deutschen Wiegenliedern. Nun ist ein neuer Band des Liederprojektes heraus gekommen: Wiegenlieder aus aller Welt (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel). 51 Wiegenlieder sind hierin versammelt, in Sprachen von Arabisch bis Zulu. Sie erzählen von den täglichen Erfahrungen der Kinder, vom Stillen, vom Alltag, manchmal auch von ernsten Themen. Die Melodien sind zum Teil vertraut, manche auch orientalisch neu. Jedes Lied ist nicht nur in seiner Originalsprache aufgeführt, sondern auch in deutscher Übersetzung. Wie immer befindet sich eine CD zum Mitsingen dabei. Wer bislang nur „Guten Abend, gute Nacht“ und „Schlaf Kindlein, schlaf“ in seinem Repertoire hatte, findet hier eine breite Auswahl an den unterschiedlichst klingenden Wiegenliedern. Auch die passende CD „Wiegenlieder aus aller Welt“ ist einen Ausflug in die Kulturen der Welt wert.

Illustriert ist das Buch mit wunderbaren Fotos aus verschiedenen Kulturen, die unterschiedliche Schlafsituationen abbilden. Bilder und Lieder zeigen: Überall auf der Welt wollen Eltern ihre Kinder sanft in den Schlaf begleiten. – Und auch das ist schon tröstlich, wenn man abends weiß: Überall auf der Welt ist das Einschlafen manchmal nicht leicht.

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