Kategorie: Geborgen Wachsen

Warum „Weil ich das sage!“ keine geeignete Erklärung für Kinder ist

Zweifellos gibt es gefährliche Situationen, in denen Eltern keinen großen Handlungsspielraum haben: Es muss schnell gehandelt werden, wenn Kinder beispielsweise im Straßenverkehr in Gefahr sind. Und manchmal haben wir auch schon gefühlt einhundert Mal einen Sachverhalt erklärt und wollen nicht noch einmal genau dasselbe sagen. Jenseits davon aber gibt es viele Situationen, in denen Eltern zwar die Machtkarte ausspielen könnten, aber nicht sollten: Es ist wichtig, dass Kinder nachvollziehen können, warum wir etwas wollen oder nicht wollen.

Eltern haben mehr Macht – und sollten sie mit Bedacht einsetzen

„Weil ich das sage!“ überbringt dem Kind eine deutliche Botschaft: Ich bin die machtvollere Person und treffe die Entscheidungen. Tatsächlich befinden sich Erwachsene gegenüber Kindern in einer machtvolleren Position: Sie verfügen in der Regel über mehr Kraft, einem Wissensvorsprung, können langfristiger und weitsichtiger planen und verfügen über mehr (finanzielle) Ressourcen. Es vermittelt Kindern Sicherheit, dass ihre Bezugspersonen darüber verfügen. Dennoch ist es eine bedeutsame Frage, wie wir mit dieser Position umgehen: Denn nur weil wir überlegen sind und diese Art der Überlegenheit auch bedeutsam ist, müssen wir sie nicht gegenüber dem Kind ausspielen und als Druckmittel einsetzen. Im Gegenteil: Gerade weil wir überlegen sind, sollten wir achtsam sein in unserem Tun und dem Kind die Möglichkeit geben, von eben jenem Vorsprung zu profitieren.

Profitieren kann das Kind dann, wenn es nicht stumpf Anweisungen befolgen soll, sondern wenn es lernen kann, warum in welchen Situationen wie gehandelt wird. Das lernt es durch Vorbild und Erklärungen. Wir sollten unser Tun im Alltag sprachlich begleiten – dies unterstützt auch den Ausbau des Wortschatzes von kleinen Kindern -, und Handlungen vorher ankündigen und auch begründen, warum wir wie handeln. Das müssen keine ausschweifenden Ausführungen, sondern können durchaus kurze und verständliche Erklärungen sein. Durch Erklärungen schaffen wir die Möglichkeit, Zusammenhänge zu verstehen und zeigen Respekt gegenüber der anderen Person: Auch wenn du jünger bist, nehme ich dich als Menschen ernst mit deinem Bedürfnis nach Lernen und Entwicklung und deinem Bedürfnis, dich als selbstwirksam zu erfahren.

Ich habe dein Bedürfnis wahrgenommen

Dem Kind zu erklären, warum es jetzt gerade etwas nicht tun darf, vermittelt dem Kind: Ich sehe deinen Wunsch/dein Bedürfnis eigentlich und erkläre dir, warum es jetzt gerade nicht erfüllbar ist. Aber ich habe es wahrgenommen und dir mit meiner Antwort zurückgemeldet, dass ich es wahrgenommen habe.

Wenn Eltern dem Kind auf diese Art zeigen, dass das Bedürfnis wahrgenommen wurde, wird es vielleicht dennoch noch nachfragen „Aber warum darf ich denn jetzt nicht?“/“Aber warum?“, weil es noch Kind ist und von seinem Bedürfnis oder Wunsch nicht so schnell abweichen will. Vielleicht kann es sich auch noch nicht in die Argumentation des Gegenüber hineinversetzen und versteht die Erklärung nicht. Aber es versteht, dass es Erklärungen gibt. Dass nicht willkürlich entschieden wird, dass es als Mensch gesehen wurde.

Erklärungen helfen auch Eltern

Auch den Erwachsenen hilft es, sich zu erklären: So erhalten sie den Raum, um über das eigene Denken und Handeln zu reflektieren: Ja, warum will ich das eigentlich? Warum mache ich das eigentlich so und nicht anders? Mache ich das, weil es selbst so mit mir gemacht wurde oder weil ich es immer so gemacht habe und ergibt mein Handeln wirklich Sinn? Oder gibt mein Kind mir hier gerade einen Impuls, um über mein routinierten Handlungen nachzudenken und vielleicht doch etwas zu ändern?

„Weil ich das so sage!“ erscheint uns oft als Abkürzung. Das Kind soll mal schnell machen, wie wir das so wollen. Tatsächlich ist es keine Abkürzung, weil wir verhindern, dem Kind beizubringen, selbst entscheiden und einschätzen zu können. Wie oft wünschen wir uns von Kindern, dass sie selbst machen, nicht immer nachfragen, handlungskompetent sind – dafür müssen wir ihnen von Anfang an auch Raum geben. Und auch dafür, das „Nein“ des Kindes auszuhalten und ihm respektvoll zu begegnen, auch wenn wir gerade jetzt nicht nachgeben können.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Zahnfee, Elfen, Wichtel und Co. – Schaden Fantasiefiguren meinem Kind und unserer Beziehung?

Kinder treffen an vielen Stellen auf magische Figuren: in Kinderbüchern, in Filmen, in der gelebten Kultur, wenn Weihnachtsmann, Christkind oder Osterhase Geschenke bringen, aber auch immer mehr außerhalb von Feierlichkeiten auf Figuren wie die Zahnfee oder Wichtel, die besonders zur Weihnachtszeit in vielen Wohnungen einziehen. Manche Eltern fragen sich, wie sie mit diesen Fantasiefiguren umgehen sollen: Soll die Zahnfee auch bei uns kommen? Wollen wir (Weihnachts-)Wichtel in der Wohnung haben? Sind solche Fantasiefiguren nicht eine Lüge? Und was passiert, wenn das Kind eines Tages herausfindet, dass es sie doch nicht gibt? Leidet darunter unsere Beziehung?

Magisches Denken und magische Phase bei Kindern

Besonders in der so genannten „magischen Phase“ sind Kinder zugänglich für all die Fantasiewesen, Monster und magische Zusammenhänge im Denken und Handeln: Von der Kleinkindzeit bis ins Vorschulalter (und manchmal auch in die Schulzeit) können sich Fantasie und Realität vermengen. Es wird mehr für möglich gehalten, als tatsächlich stattfinden kann. Manchmal gibt es nicht nur Monster unter dem Bett, sondern auch unsichtbare Fantasiefreundschaften oder -haustiere und Zusammenhänge, die eigentlich nicht in Verbindung stehen, werden zusammengedacht: „Wenn ich nicht aufesse, wird es regnen.“, „Papa hat sich das Bein gebrochen, weil ich meiner Freundin die Bonbons geklaut habe.“ – Erlebnisse werden so über eine magische Logik erklärt. Jetzt gerade sprechen Kinder besonders auf Fantasiefiguren wie Elfen, Einhörner und Monster an, sind aber auch besonders empfänglich in Bezug darauf, wenn diese Figuren oder magische Zusammenhänge als Erziehungsmethoden genutzt werden: Aufessen, damit die Sonne scheint, aufräumen, damit der Weihnachtsmann Geschenke bringt.

Und genau hier liegt der Knackpunkt der magischen Figuren und Denkweise: Sie werden schnell als Druckmittel eingesetzt, um das Kind zu beeinflussen. Eltern sollten ihre Erziehungsverantwortung allerdings nicht an magische Figuren abgeben. Kinder brauchen das Gegenüber der Bezugspersonen – auch in den Situationen, die anstrengend für Eltern sind und es so angenehm wäre, wenn man sie einfach lösen könnte durch die Abgabe von Verantwortung.

Die Auswirkungen der Weihnachtsmann-Lüge werden in der Forschung unterschiedlich bewertet: Es gibt durchaus Studien, die belegen, dass die Lüge der Eltern in Bezug auf den Weihnachtsmann der Eltern-Kind-Beziehung und dem Kind schaden kann. Gleichzeitig werden auch positive Auswirkungen berichtet.

Magisches Denken: nicht nur bei Kindern

Ganze Religionen und Weltanschauungen beinhalten auch heute noch magisches Denken: Der Glaube an Übernatürliches ist nicht nur bei Kindern zu finden. In einer Umfrage aus dem Jahr 2000 gaben 43 Prozent der befragten erwachsenen Personen beispielsweise an, dass ein vierblättriges Kleeblatt Gutes bedeute (Pdf). Und auch sonst glauben viele Menschen an Glücksbringer, Maskottchen und anderes. Animist*innen glauben an die Allbeseeltheit der Natur: Menschen, Tiere, Pflanzen, Felsen, Quellen etc. haben nach diesem Glauben eine Seele.

Wichtig: Wie Erwachsene damit umgehen

Kinder müssen nicht mit Fantasiefiguren aufwachsen. Wenn sie es aber tun, ist es wichtig, wie Eltern mit ihnen umgehen. Sie können die Fantasie in der magischen Phase begleiten. Im Sinne prosozialer Lügen kann das Aufgreifen der Fantasie des Kindes den Alltag etwas zauberhafter machen und Gemeinschaft unterstützen. Werden Fantasiefiguren allerdings als Druckmittel genutzt, beispielsweise wenn erklärt wird, dass die Zahnfee natürlich nur kommt, wenn alle Zähne gesund sind, der Nikolaus eine Rute bringt bei schlechtem Verhalten und sich der Weihnachtsmann genau jedes Fehlverhalten notiert oder sogar damit gedroht wird, die Monster unter dem Bett heute nicht zu verscheuchen, weil das Kind nicht artig genug gewesen sei, können die Fantasiefiguren negativ wirken, verängstigen und ungesunden Druck ausüben.

Der Fantasiezeit entwachsen

Wenn sich Eltern dazu entschließen, Fantasiefiguren in den Alltag zu integrieren, sollten sie damit der Entwicklung der Kinder folgen und die Entwicklung des Kindes annehmen. Fantasiefiguren sollten nicht dogmatisch bestehen, sondern der Raum für das Vielleicht geöffnet bleiben. Auch hier gibt das Kind das Tempo vor und Eltern sollten nicht darauf insistieren, dass es die Fantasiefiguren doch gibt, sondern das Kind in seiner eigenen Wahrnehmung bestärken und die vom Kind gewollte Loslösung unterstützen. Stellt das Kind die Fantasiefiguren in Frage, kann mit den Fragen offen und ehrlich umgegangen werden. Wir können erklären, warum wir die Geschichte um die Fantasiefigur mitgetragen haben, wie sie zu unserem Leben und vielleicht der in unserer Gemeinschaft gelebten Kultur gehört, und warum die Geschichte eine Verbindung zwischen Menschen herstellt. Vielleicht schließt sich daran eine Diskussion über Lügen und Wahrheit mit dem Kind an – auch das müssen wir als Eltern mit unseren Kindern diskutieren, die uns vielleicht öfter beim Lügen beobachten, als wir denken (beispielsweise wenn es darum geht, anderen Menschen davon zu berichten, wo und wie lange unsere Kinder schlafen, wieviel Medienzeit sie haben oder wieviele Süßigkeiten sie konsumieren).

Gerade dann, wenn in der magischen Phase des Kindes Fantasiefiguren als ängstigend wahrgenommen werden, ist ein respektvoller Umgang der Eltern damit wichtig: Hat das Kind Angst vor Monstern unter dem Bett, hilft es nicht, dem Kind zu erklären, dass es diese nicht geben würde. Hilfreicher ist es, sich auf die Gedankenwelt des Kindes einzulassen und diese Monster zu verscheuchen oder dem Kind auf andere Weise das Gefühl von Sicherheit und Schutz zu geben.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Freundschaften sind wichtig für Kinder

Freund*innen sind uns wichtig. Eine Studie an Erwachsenen im Jahr 2022 ergab, dass für 84 Prozent der befragten Personen gute Freunde und enge Beziehungen zu anderen Menschen der wichtigste Aspekt in ihrem Leben sind. Freundschaften beeinflussen u.a. unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und die Lebenserwartung. Obwohl wir als erwachsene Menschen um die Bedeutung von Freundschaften wissen, messen wir ihnen bei Kindern oft einen geringeren Wert bei. Wir betrachten zwar generell den Einfluss der Gleichaltrigen auf unsere Kinder, aber die Bedeutung individueller Freundschaften in der Kindheit ist oft weniger im Fokus.

Erwachsene geben den Raum für Freundschaften

Zwar kommunizieren und interagieren schon Babys miteinander, aber dies kann noch nicht als Freundschaft betrachtet werden. Erst in der Kleinkindzeit wird das Nebeneinander des Spiels nach und nach zu einem Miteinander und die Spielpartner*innen werden bedeutsamer. Für die Regulation von starken Gefühlen und Konflikten brauchen Kleinkinder ihre Bezugspersonen – im Alltag ebenso wie im Spiel mit anderen. Durchaus gibt es auch Probleme, bei denen man den Kindern die Möglichkeit geben sollte, eigene Lösungen zu finden – auch im Miteinander -, aber wenn dies nicht gelingt oder nicht fair stattfindet, ist noch eine Begleitung durch ältere Bezugspersonen notwendig, damit Kinder lernen, wie Konflikte gut und fair gelöst werden können. Für das Erlernen von Werten, Sozialkompetenzen und auch Empathie ist das Miteinander mit anderen Kindern (und Erwachsenen) sehr bedeutsam.

Empathie muss gelernt werden, und die Rahmenbedingungen von Kindheit sind hierfür ausschlaggebend. Verinselung und Entfremdung vom Umsorgen können sich negativ auf die Empathiefähigkeit unserer Gesellschaft auswirken

Susanne Mierau (2023): Füreinander sorgen, S.134

Auch für das Aufrechterhalten von Kontakten sind Kinder auf ihre Bezugspersonen angewiesen: Freundschaften brauchen Zeit, um sich zu intensivieren. Da Kinder über ihre Zeit und Beschäftigungen nicht frei verfügen können, sind sie darauf angewiesen, dass die Bezugspersonen das Bedürfnis nach sozialem Miteinander wahrnehmen und diesem Raum geben, indem Spielverabredungen getroffen werden oder Plätze aufgesucht werden, an denen sich Freund*innen befinden. So entwickeln sich im Laufe der Kindheit nach und nach feste Beziehungen zu anderen Kindern und im Vorschulalter bzw. beginnendem Grundschulalter gibt es oft bereits feste Freund*innenschaften.

Freund*innenschaften sind Räume für Erfahrungen und Gefühle

Innerhalb einer Freund*innenschaft wird soziales Miteinander gelernt, Diskursfähigkeit geübt und Freund*innen können sich gegenseitig in verschiedenen Entwicklungsbereichen zur Weiterentwicklung anregen: Vielleicht kann das eine Kind besser klettern und zeigt dem anderen seine Tricks dafür, während das andere vielleicht schon Armbänder knüpfen kann etc. Auch wenn Kinder sehr viel Zeit in homogenen Altersgruppen verbringen, weil unsere Strukturen in der außerfamiliären Betreuung und in der Schule das so vorgeben, profitieren sie sehr von Altersmischungen: hier können jüngere von älteren Kindern Kompetenzen erwerben und ältere Kinder Rücksichtnahme erproben. Auch in emotionalen Themen werden Freund*innen im Laufe der Zeit immer bedeutsamer für einen Austausch über Gefühle und gegenseitige Unterstützung.

Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist sowohl für uns Erwachsene wichtig, als auch für Kinder. Ausschluss aus dem Gruppengeschehen schmerzt: Auch wenn es keine körperliche Verletzung ist, kann sozialer Ausschluss ein reales Schmerzgefühl hervorrufen. Kinder weinen, wenn sie „nicht mehr die Freundin von xy“ sind oder ihnen gesagt wird, dass yz nie wieder mit dem Kind spielen will, weil genau das tatsächliche Schmerzen in ihnen hervorruft. Ein „Jetzt stell dich nicht so an“ ist hier nicht hilfreich. Auch ein „Na warte mal ab, das wird schon wieder“ kann kleinen Kindern, die noch nicht über ein gutes Zeitgefühl verfügen, nicht helfen. Hilfreicher ist es, den Schmerz des Kindes erst einmal anzunehmen, sich die Situation erzählen zu lassen und dann (mit Kind) zu überlegen, wie die Kinder wieder zueinander geführt werden können. Manchmal enden Freundschaften auch in der Kindheit: Weil sich die Wege durch einen Umzug trennen oder die Kinder durch die Entwicklung unterschiedlicher Interessen immer weniger Zeit miteinander verbringen und an Gemeinsamkeit verlieren. Ist dies für ein Kind schmerzhaft, braucht auch dieser Schmerz Anerkennung und Trost. Freundschaften sind nicht einfach so austauschbar und ein Abbruch oder langsames Ende einer Freundschaft ist für Kinder oft eine emotionale Herausforderung.

Freundschaften sind wichtig für Kinder. Um sie aber auszubilden und aufrecht zu erhalten, sind Kinder einige Jahre auf ihre nahen Bezugspersonen angewiesen. Diese Berücksichtigung des Bedürfnisses nach sozialen Miteinander ist ebenso wichtig wie andere Bedürfnisbereiche, bekommt aber von Erwachsenen leider oft nicht den Stellenwert zugeschrieben, den es eigentlich benötigt. Wir sollten mehr darauf achten, mit wem unsere Kinder gern Zeit verbringen und verbringen wollen und wie dieser Wunsch umgesetzt werden kann, wenn auch das Gegenüber ein Interesse daran hat. Ebenso sollten wir feinfühliger mit emotionalem Schmerz durch Streit unter Freund*innen umgehen und den Erhalt der so wichtigen Freundschaften unterstützen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

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Aber Jungs sind eben so! – Warum Wut- und Konfliktverhalten Begleitung braucht

„Nein, nein, das ist schon okay, dass die so raufen. Jungs sind eben so!“ Diese und ähnliche Sätze begegnen uns immer wieder. Zweifellos ist das Raufen und Balgen für Kinder ein wichtige Bestandteile des Spiels: hier wird Grobmotorik ausgebildet, es geht um Absprachen, um das Erkennen von Grenzen – für alle Kinder jeden Geschlechts. Und zweifellos gibt es zwischen Geschlechtern auch statistisch belegbare Unterschiede. Die Neurobiologin Lise Eliot führt in ihrem Buch „Wie verschieden sind sie wirklich?“ dazu aus: „Selbst im Erwachsenenalter sind die meisten Geschlechterdifferenzen bei kognitiven Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmalen kleiner, als gemeinhin angenommen. Bei Kindern sind sie noch kleiner, wie ihre Körper erst alle Unterschiede entwickeln müssen, so brauchen auch ihre geistigen Funktionen Zeit, um die männliche und weibliche Denkweise auszubilden. Wie sich bei kognitiven Fähigkeiten, Schulleistungen, Motivation, Emotionen und Beziehungsstilen zeigte, weisen Jungen und Mädchen leichte Unterschiede auf, sind aber keineswegs durch Welten getrennt.“

Jungen und Mädchen sind verschieden – aber nicht so sehr, wie wir denken

Kinder zeigen also geringfügige Unterschiede, aber keine enormen. Dennoch unterbinden wir bei Mädchen Streit eher, gehen stärker gegen Wut vor, während Jungen fast zügellos im Namen des freien Spiels ihre Wut austragen dürfen. Manchmal sehen wir den teilweise fließenden Unterschied zwischen Balgen und Raufen aus Wut nicht, manchmal ignorieren wir ihn auch bewusst aufgrund bestimmter Rollenbilder in unseren Köpfen. Während das Unterbinden von Ärger und Wut bei Mädchen negative Folgen hat, hat auch die fehlende Co-Regulation der Wut von Jungen negative Folgen für sie selbst und andere.

Trauer begleiten wir, bei Wut haben wir Probleme

Viele Eltern sind mit der Begleitung und Co-Regulation von Gefühlen wie Trauer und Hilflosigkeit von Kindern mittlerweile vertraut: Wir nehmen in den Arm, sagen liebe Worte. Je nach Kind unterscheidet sich die Art, wie Trost gegeben werden sollte und auch die Dauer, die Kinder für ihre Beruhigung benötigen. In Hinblick auf den Umgang mit der Wut sind viele Eltern hingegen noch immer hilflos: Wie begleite ich hier richtig? Gerade dann, wenn mich diese Wut des Kindes selber wütend macht, wenn ich mich persönlich angegriffen fühle? Auch Glaubenssätze spielen in die Begleitung von Wut hinein, wie beispielsweise „Mädchen dürfen nicht wütend sein“ oder „Jungen müssen lernen, sich durchzusetzen, nur starke Kinder haben im Leben Vorteile“. Gerade bei als Jungen gelesenen Kindern sind Erwachsene oft geneigt, die Wut „einfach laufen“ zu lassen im Namen von Spiel oder Wettbewerbsfähigkeit.

Wut will begleitet werden

Doch auch Wut will begleitet werden – bei Mädchen wie Jungen. Und auch hier gibt es Unterschiede im Bedarf der Art der Begleitung, wie es auch schon Unterschiede gibt in der Aggression: einige Kinder sind aggressiver als andere. Gerade Kinder, die aggressiver sind als der Durchschnitt brauchen Co-Regualtion und Begleitung, anstatt „Laufenlassen“ oder Strafen. Wird die Co-Regulation von Wut verwehrt, lernt das Kind keinen gesunden Umgang damit. Während sie bei Mädchen eher generell unterdrückt wird, dürfen Jungen der Wut freien Lauf lassen. Was sie dadurch aber nicht lernen: Rücksichtnahme, Empathie, Diskursfähigkeit, Konfliktstrategien jenseits von Gewalt.

Der Kampf wird dann als Spiel angesehen, und diese Art der Auseinandersetzung daher als normal legitimiert und nicht reguliert. Das, was wir bereits als wichtigen Einfluss auf die Weiterentwicklung empathischer Fähigkeiten erfahren haben, wird in der Sozialisation von Jungen oft weniger berücksichtigt. Geschlechtsunterschiede in der Empathie gehen besonders auf die Sozialisation zurück: Nur 10 Prozent unserer Empathiefähigkeit sind insgesamt genetisch festgelegt, der Rest beruht auf nicht-genetischen Faktoren.

Susanne Mierau 2023: Füreinander sorgen, S.145

Diese fehlende Regulation von Wut wirkt sich negativ auf das Kind im Jetzt aus, hat aber auch langfristig negative Folgen, weil der Umgang mit Wut nicht erlernt werden kann und weiteres gewaltvolles Handeln daher als Lösungsstrategie verinnerlicht wird gegenüber anderen, das Kind/der spätere Jugendliche/Erwachsene sich aber auch selbst damit gefährdet, weil andere Konfliktlösungsstrategien nicht erlernt werden konnten.

Sowohl Mädchen als auch Jungen brauchen daher eine Begleitung beim Umgang mit ihren Gefühlen – auch mit der Wut. Es ist weder gesund, Wut zu unterdrücken, noch ihr freien Lauf zu lassen und so ungesunde Verhaltensmuster zu verinnerlichen. Auch bei der Wut ist es wichtig, das Gefühl zu benennen und nach der großen Wut-Gefühlswelle die Ursachen zu ergründen, die hinter dem Gefühl stehen: Welches Bedürfnis ist nicht erfüllt, das zu Wut führt? Fühlt sich das Kind beispielsweise ausgeschlossen, ist es traurig, hat es Schmerzen, fühlt es sich nicht gesehen oder gewertschätzt, war es in seinem Gefühl von Sicherheit verletzt? Auf Basis des Wissens um diese Ursache kann dann besprochen werden, wie mit einer solchen Ursache umgegangen werden kann, statt zu hauen/beißen/schubsen/werfen.

Eure

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Mit den Ausscheidungen von Babys und Kleinkindern umgehen

Oft ist das eigene Baby das erste Kind, das wir wickeln: Wir haben keine Übung im Umgang mit Windeln, mit dem richtigen Handling des Babys und der Umgang mit den Ausscheidungen eines anderen Menschen ist uns zunächst fremd, vielleicht erregt eine volle Windel sogar zunächst ein Gefühl von Ekel. Es ist gar nicht so einfach, respektvoll und achtsam mit der so ungewohnten Wickelsituation umzugehen. Dennoch ist es für das Baby und spätere Kleinkind wichtig, dass die Bezugspersonen einen guten Umgang damit finden, schließlich sind Windelwechsel und Körperpflege Routinesituationen, die jeden Tag vielfach stattfinden und als diese einen großen Teil des Tages in Anspruch nehmen.

Respektvoller Umgang ist wichtig

Ein respektvoller Umgang mit den Ausscheidungen des Kindes ist wichtig, damit das Kind ein gutes Körper- und Selbstbild aufbauen kann. Werden Wickelsituationen oder Hilfe bei der Toilettennutzung immer als eklig oder Zumutung beschrieben, können Babys und Kinder dies auf sich als Person beziehen und davon ein negatives Bild über sich ausbilden. Auch mangelnde Kommunikation in diesen Situationen oder Unvermögen des Benennens von Körperausscheidungen und Intimorganen ist für die Ausbildung des Selbstbildes ungünstig: Intimorgane sollten mit den passenden Worten benannt werden, damit Kinder von Anfang an erfahren, wie diese heißen, dass sie zu ihrem Körper dazu gehören und sie auch später selbst richtig benennen können. Im Gespräch sollten Handlungen angekündigt werden bevor sie ausgeführt werden, damit das Kind sich darauf einstellen kann. Schon für Babys ist es unterstützend, wenn ihnen mitgeteilt wird, was als nächstes passiert.

Neben dem Ankündigen der nächsten Handlung ist es hilfreich, Babys und Kleinkinder aktiv (nach ihren aktuellen Möglichkeiten) in die Körperpflege einzubinden: Sie können Windeln öffnen und schließen, können sich mit einem Lappen selbst abwischen/nachwischen, können helfen beim Auftragen von Creme. So wird ihre Selbstwirksamkeit gestärkt und sie werden darin unterstützt, zunehmend eigenständig mit der Körperpflege umzugehen.

Generell ist es hilfreich, sich für Pflegesituationen Zeit zu nehmen, damit alle Handlungen in Ruhe ausgeführt werden können, das Baby einbezogen und angesprochen werden kann. Durch einen derart achtsamen Umgang muss nicht gegen das Baby oder Kleinkind gearbeitet werden, sondern es wird gemeinsam eine Pflegeritual durchgeführt.

Veränderungen der Körperausscheidungen

Körperausscheidungen verändern sich über die Zeit, sowohl in Bezug auf die Menge, als auch in Bezug auf die Konsistenz. Der erste Urin innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt ist eine so geringe Menge, dass sie kaum wahrgenommen wird, während die erste Absonderung von Stuhl (Mekonium oder auch Kindspech genannt) wesentlich mehr auffällt: Die klebrige, zähe Ausscheidung ist am besten mit einem warmen, weichen und nassen Tuch zu entfernen, ggf. mit etwas Öl als Zugabe.

Durch die flüssige Nahrungsaufnahme ändert sich nach der Geburt Farbe und Konsistenz des Stuhls, er wird breiiger und gelblich bis hellbraun, nach der Einführung der Beikost können auch unverdaute Beikostbestandteile darin enthalten sein. Auch die Frequenz der Stuhlabsonderung ändert sich häufig über die Zeit: In den ersten Wochen sind es oft noch mehrmals täglich volle Windeln, später verringert sich die Frequenz und gestillte Babys haben manchmal Pausen über mehrere Tage. Für die empfindsame Babyhaut ist es wichtig, dass eine volle Windel möglichst schnell gewechselt wird. Für die Reinigung reicht meist ein nasser Lappen, ggf. mit etwas (Pflanzen-)Öl.

Tritt Durchfall auf, der oft eher grünlich ist und unangenehm riecht, ist die Hautpflege besonders wichtig. Eine Wunschutzcreme kann hier sinnvoll sein, um die Haut zu schützen. Hilfreich ist es auch, möglichst viel Luft an die angegriffene Haut zu lassen und Verständnis dafür zu haben, dass die Babyhaut gerade besonders empfindsam ist und achtsam behandelt werden will.

Wickeln ist mehr als Windelwechsel

Körperpflege und das Wickeln des Babys sind mehr als „nur“ Windelwechseln. Es sind Momente des Miteinanders, in denen Beziehung stattfindet. Gerade Routinesituationen in unserem Alltag sind für unsere Beziehungen wichtig, weshalb auch das Windelwechseln aus der Perspektive der Beziehung betrachtet werden sollte. Deswegen ist es wichtig, das Wickeln nicht als „Wickelkampf“ zu betrachten, sondern für alle Beteiligten möglichst angenehm zu gestalten. Mit zunehmendem Alter des Kindes tritt dabei die Selbstbestimmung immer weiter in den Vordergrund und Kleinkinder wollen wesentlich mehr selbst entscheiden, was mit ihnen wann gemacht wird, als das Baby bzw. wollen selbst die Kontrolle über die Situation übernehmen und Zeitpunkt und Ablauf bestimmen. Diese Veränderung ist für Bezugspersonen manchmal eine besondere Herausforderung. Von Anfang an auf die Signale und die Mithilfe des Kindes zu achten, macht den Übergang zur selbständigen Körperpflege leichter.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

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Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Warum es wichtig ist, auch wohlwollend auf sich selbst zu blicken als Elternteil

Elternschaft ist nicht immer einfach. So schön auch nasse Kinderküsse auf der Wange oder ein in den eigenen Armen langsam müde und weich werdender Babykörper sind, ist Elternschaft oft auch mit Herausforderungen verbunden – gerade in unserer Zeit, in der viele Eltern zu wenig Unterstützung haben und es zu wenig entlastende, aber viele belastende Rahmenbedingungen gibt. Als Belastung kommt oft noch hinzu, dass wir kritisch mit uns selbst umgehen, uns mit anderen vergleichen und an uns und unseren Fähigkeiten zweifeln.

Viele Eltern sind bei „Fehlern“ hart zu sich selbst

Wenn wir unser eigenes Handeln in Zweifel ziehen, gehen viele Eltern besonders kritisch und hart mit sich selbst um, statt verständnisvoll und freundlich auf sich zu blicken. Während wir bei unseren Kindern darum bemüht sind, die Gründe für das Verhalten nachvollziehen zu können und Verhalten auf (unerfüllte) Bedürfnisse zurückführen, vergessen wir das nur allzu oft bei uns selbst. Der eigene innere Kritiker mahnt und schimpft, statt Verständnis zu zeigen. Unsere Ziele sind hoch, unsere Erwartungen an unser eigenes Verhalten ebenso.

Ein wohlwollender Blick hat viele Vorteile

Doch die Art, wie wir mit uns selbst umgehen und auf uns blicken, beeinflusst uns nicht nur kurzfristig, sondern hat langfristige Wirkung: Wenn es uns gelingt, einen wohlwollenden, ressourcenorientierten Blick auf uns selbst anzuwenden, erlangen wir einen besseren Zugang zu unseren Bedürfnissen und Gefühlen und können hierdurch auch besser (drohende) Überforderung, Stress und Angst wahrnehmen, besser für uns selbst sorgen und so Stresssituationen mit Kind vermeiden, die dann auftreten, wenn es uns ohnehin nicht gut geht und das Kind mit seinem Verhalten das Fass zum Überlaufen bringt.

Ein wohlwollender Blick auf uns selbst ist damit einerseits hilfreich, damit wir besser mit uns selbst umgehen, uns pflegen und gut versorgen, und gleichzeitig ist er hilfreich für die Beziehung zum Kind. Zudem geben wir als Vorbild weiter, dass Achtsamkeit und Selbstfürsorge wichtige Bestandteile des Alltags sind.

Kleine Schritte zu einem wohlwollenden Blick

Wenn die eigene, kritische innere Stimme bisher immer sehr laut war, kann es schwerfallen, den Blick auf sich selbst zu verändern. Folgende Schritte können dabei unterstützen, den eigenen Blick auf sich sanfter zu gestalten:

  • Notiere jeden Tag, was du geschafft hast, worin du erfolgreich oder gut warst. Das können Kleinigkeiten sein wie das Einschlafen des Kindes gut begleitet zu haben.
  • Versuche, dir direkt nach einem gemeisterten Hindernis etwas Gutes zu sagen und anzuerkennen, was du gerade geschafft hast. Das kannst du laut oder leise tun.
  • Wenn doch etwas schief läuft: Versuche, dir selbst so verständnisvoll zu begegnen, wie du es bei Freund*innen oder Partner*innen tun würdest.
  • Nimm dir ganz konkrete Ziele vor, was du Positives für dich tun willst, trage das in deinen Kalender ein und mach es auch wirklich.

Wir sollten den wohlwollenden, liebevollen Blick, mit dem wir versuchen, unseren Kindern zu begegnen, auch viel öfter auf uns selbst anwenden und uns hier und da auf die Schulter klopfen für all das, was wir gut gemacht haben.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

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Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

So unterstützt du das Selbstvertrauen deines Kindes

Wir alle wissen, dass ein gesundes Vertrauen in sich selbst hilfreich ist und uns bei unserem Weg durch das Leben unterstützen kann. An sich selbst zu glauben, die eigenen Fähigkeiten zu kennen und einschätzen zu können, und sich auf dieser Basis Herausforderungen zu stellen, lässt uns selbstbestimmter, mutiger und glücklicher durch das Leben gehen. Aber wie können wir unsere Kinder darin unterstützen, genau diese unterstützende Fähigkeit zu erwerben? Vielleicht auch gerade dann, wenn wir selbst mit an der ein oder anderen Stelle Schwierigkeiten haben, in uns zu vertrauen?

Vorbild ist gut, Bindung ist wichtig

Auch hier ist es hilfreich, als gutes Vorbild voranzugehen: Wenn wir uns auf gesunde Weise selbst vertrauen und dies auch im Alltag zeigen, an Herausforderungen motiviert herangehen und ressourcenorientiert mit unseren Fähigkeiten umgehen, kann dies ein gutes Vorbildverhalten sein. Drüber hinaus ist auch hier wieder die Bindungsbeziehung ein wichtiger Einflussfaktor: Selbstvertrauen entsteht, indem wir unsere eigenen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Bedürfnisse beobachten und darüber reflektieren. Das Kind benötigt daher die Möglichkeit, sich selbst in verschiedenen Situationen und bei verschiedenen Herausforderungen kennenzulernen (Freiheit) und benötigt von den nahen Bezugspersonen ein sicheres, wertschätzendes Bild, das die Bezugspersonen ihnen über sich selbst vermitteln (Nähe). Ein wohlwollender, wertschätzender Blick auf die Interessen, Stärken und Fähigkeiten des Kindes hilft dabei. Auch wenn das Kind vielleicht andere Talente und Vorlieben hat als die Bezugsperson selbst, sollten genau diese liebevoll in den Blick genommen werden.

Vorlieben und Talente schätzen, Fehler zulassen

Auch wenn das Kind eigene Interessen und Talente hat, entwickelt es sich in diesen oft nicht fortlaufend steigernd, sondern es gibt immer auch Rückschritte oder es passieren mal Fehler. Das ist kein Problem und sollte nicht bestraft oder anderweitig negativ behandelt werden. Ein ressourcenorientierter Blick und Unterstützung helfen, damit das Kind aus den Fehlern lernt und die Situation dennoch wieder angeht. Wichtig ist dabei, dass Herausforderungen zwar fordern, aber nicht überfordern und das Kind positive Erfahrungen machen und sich selbst als wirksam empfinden kann. Dabei ist es unterstützend, wenn die nahen Bezugspersonen Vertrauen in das Kind haben und daran glauben, dass es aus eigener Kraft die Herausforderung angehen kann – und notfalls stützend zur Seite stehen, wenn es wider Erwarten nicht funktioniert. Durch eine solch positive Atmosphäre gegenüber Herausforderungen ist das Kind eher motiviert, sich einer Aufgabe zu stellen und dran zu bleiben.

Auch Grenzen liebevoll in den Blick nehmen

Wichtig ist es nicht nur, die eigenen Stärken zu kennen, sondern auch ein Gefühl für die eigenen Grenzen zu entwickeln und zu wissen, wann man welche Hilfe hinzuziehen muss. Für die Ausbildung eines guten Gefühls für die eigenen Grenzen ist es ebenfalls wichtig, dass sich das Kind kennenlernen kann und die eigenen Empfindungen von nahen Bezugspersonen angenommen werden. Wir das Kind immer wieder dazu angehalten, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen, beispielsweise durch Sätze wie „Stell dich nicht immer so an!“ oder „Das kann nicht sein, dass…“ ist die Ausbildung eines guten Gefühls für die eigenen Grenzen erschwert. Bezugspersonen sollten deswegen die Aussagen des Kindes über die eigenen Grenzen ernst nehmen und sie akzeptieren. Anregungen zu Herausforderungen sollten daher in der Balance stattfinden zwischen dem Wahren der Grenzen und einer unterstützenden Ermutigung, um über die bisherigen Fähigkeiten hinauszuwachsen.

Die Entwicklung eines gesunden Selbstvertrauens ist ein großer Gewinn, der uns zeitlebens unterstützen kann. Deswegen ist es hilfreich, von Anfang an darauf zu achten, das Selbstvertrauen nicht durch Druck, Aufbau von Angst, Unsicherheit oder Überforderung negativ zu beeinflussen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Kinder „richtig“ motivieren

Unsere Kinder sind unterschiedlich und gehen auch verschieden offen und gern auf neue Situationen und Herausforderungen zu. Manche Kinder sind zurückhaltender, während sich andere freudig in ein Abenteuer stürzen. Generell sind leichte Herausforderungen für Kinder ein Motor ihrer Entwicklung: Wenn eine Tätigkeit ein wenig außerhalb ihrer aktuellen Fähigkeiten liegt und sie sich daran erproben können und vielleicht die Erfahrung machen, dass sie hier selbst wirksam werden können und ein Ziel erreichen oder eine Fähigkeit ausbauen, ist das motivierend und stärkt die Wahrscheinlichkeit, auch künftig positiv Herausforderungen zu begegnen. Manche Kinder aber scheuen sich, den ersten Schritt zu machen und auf eine Herausforderung überhaupt erst zuzugehen. Sie brauchen ein wenig Unterstützung und Zuspruch von ihren nahen Bezugspersonen.

Beziehung als Basis für Motivation

Im Mittelpunkt unseres menschlichen Motivationssystems stehen Beziehung, Zuwendung, Wertschätzung und Miteinander – das soziale Miteinander ist Antrieb unseres Handelns und nicht etwa externe Belohnungen, wie wir oft denken. Um unsere Kinder für eine Herausforderung zu interessieren und zu ermutigen, ist es deswegen bedeutsam, dass diese Herausforderung auf dem Boden unserer Beziehung und im Schutz dieser erfolgt. Positives Miteinander fühlt sich für uns gut an und macht uns glücklich.

Wichtig für dieses positive Miteinander ist deswegen das Vertrauen der Bezugsperson in das Kind und seine Fähigkeiten: Durch unsere Gestik, Mimik und Sprache vermitteln wir dem Kind, dass wir daran glauben, dass es hier in dieser Situation handlungsfähig ist und wir davon überzeugt sind, dass die Herausforderung schaffbar ist. Wichtig ist dabei, dass dies wirklich realistisch eingeschätzt wird und das Kind weder über- noch unterfordert wird.

Sprachlich motivieren

Aus der sicheren Basis des Miteinander heraus können wir Kinder mit Worten darin unterstützen, sich einer herausfordernden Aufgabe zuzuwenden: Wir können sie im Tun bestärken („Ich glaube, du hast den richtigen Weg schon gefunden.“), Hinweise geben, wie sie die Aufgabe wahrscheinlich lösen können („Und jetzt richtig doll drehen.“), unsere Wahrnehmung teilen („Das sieht sehr rutschig aus.“), Sicherheit vermitteln („Ich bin gleich hier neben dir und seh dir zu.“) und Hilfe anbieten, wenn das Kind wirklich nicht allein weiterkommt. Oft ist es auch wichtig, dass wir nicht unser eigenes Handeln, unsere Strategien und Zeitpläne als Basis für das Handeln des Kindes betrachten, sondern uns von unserer Vorstellung ein Stück weit lösen und dem Kind Raum und Zeit für eigene Lösungswege geben („Wir haben Zeit, probier es ruhig aus.“).

Gerade bei Kindern, die weniger offen und selbstverständlich auf neue Herausforderungen zugehen, ist es wichtig, sie zu ermutigen und zu bestärken und nicht durch (vielleicht auch unbewusste) Aussagen noch mehr von der Entdeckung der Welt abzuhalten, indem wir ihnen beispielsweise sagen, dass eigentlich im Rahmen des Machbaren liegende Aktivitäten doch zu gefährlich wären/das Kind es nicht schaffen könne/noch zu klein sei/das doch gar nicht das Interessensgebiet des Kindes wäre oder das Kind das einfach ohne weitere Erklärung lassen soll.

Sprachliche Motivation mit Bedacht einsetzen

Beständiges Antreiben und Auffordern ist allerdings ebenso ungünstig wie mangelnde Unterstützung: Werden Kinder beständig zum Handeln gedrängt, kann sich dies negativ auf ihr Selbstbild und die Motivation auswirken. Es kommt also auf ein gesundes Mittelmaß an, um das eher zurückhaltende Kind zu motivieren und auf den Weg des Erkundens zu bringen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

„Ich trau‘ dir das zu!“ – Kinder vertrauensvoll begleiten

Keine Frage: Kinder lernen die Welt erst kennen und können viele Situationen noch nicht so einschätzen, wie wir Erwachsene es tun würden. Ihnen fehlt Erfahrungswissen und ihre kognitive Entwicklung ermöglicht beispielsweise erst im fortgeschrittenen Schulalter, dass Distanzen und Geschwindigkeiten richtig eingeschätzt werden, was beispielsweise in Hinblick auf die Sicherheit im Straßenverkehr wichtig ist. Jenseits von diesen Umständen, in denen Eltern Entscheidungen für das Wohlergehen ihrer Kinder treffen müssen, gibt es aber einen breiten Raum für selbständiges Handeln, das die Kinder nicht nur einfordern, sondern das wir ihnen auch gewähren sollten.

Erkundungswunsch und Vertrauen sollten Hand in Hand gehen

Kinder brauchen das Gefühl, ihre Umwelt erkunden zu können, darin Erfahrungen zu machen und von den Eltern das dafür notwendige Vertrauen entgegengebracht zu bekommen. Die Haltung der Bezugsperson „Ich trau‘ dir das zu!“ motiviert gleichsam zum Ausprobieren, wie es auch die Beziehung stärkt, weil es dem Kind vermittelt, dass die Bezugsperson positiv und ressourcenorientiert auf das Kind blickt. Es tut gut, zu wissen, dass ein anderer Mensch uns etwas zutraut und uns als kompetent erachtet.

Natürlich kann es vorkommen, dass das Kind an Herausforderungen scheitert. Deswegen ist es wichtig, als Bezugsperson die Herausforderungen im Blick zu haben und nicht zu hoch anzusetzen, so dass das Kind wirklich dazu ermuntert wird, was im Rahmen der eigenen Möglichkeiten liegt. Scheitert es dennoch, kann es durch die liebevolle Verbindung aufgefangen werden: Es hat diesmal nicht geklappt, aber ich bin mir sicher, ein anderes Mal funktioniert es. Vielleicht hilft auch (bei größeren Kindern) die Frage: Wie kann ich dich unterstützen, damit du es beim nächsten Mal schaffst?

Wenn das Vertrauen schwerfällt

Manchmal fällt es Eltern auch schwer, dem Erkundungsdrang des Kindes zu vertrauen: Was, wenn es sich verletzt? Ist das nicht zu gefährlich? Das Abwägen von Gefahren ist wichtig, aber es sollte Eltern nicht davon abhalten, ein gutes Maß an Freiheit und Erkundung zuzulassen. Ohne das selbständige Erkunden kann das Kind nämlich nicht nur die eigenen Fertigkeiten nicht ausbauen und dem Entwicklungsbedürfnis nicht folgen, es verinnerlicht auch nach und nach, dass die Welt besonders gefährlich sei und es selbst darin nicht handlungsfähig ist. Langfristig kann sich besondere Ängstlichkeit der Bezugspersonen auf das Selbst- und Weltbild des Kindes negativ auswirken.

Wenn es Eltern immer wieder schwerfällt, dem Kind Freiraum zu geben, lohnt sich daher ein Blick auf die eigenen Gründe dafür: Warum fällt es mir so schwer, das Kind die Welt erkunden zu lassen? Was sind meine Ängste, woraus speisen sie sich? Habe ich selbst negative Erfahrungen gemacht, die mich heute so besonders vorsichtig sein lassen? Nicht immer liegt die Antwort für starke Vorsicht auf der Hand, manchmal benötigen Eltern auch Unterstützung, um sich der eigenen Ursachen bewusst zu werden und dann zu lernen, vertrauensvolle neue Wege zu gehen.

Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder selbständig werden und irgendwann selbstbestimmt durch das Leben gehen können. Dafür ist es wichtig, dass wir ihnen aus einer sicheren Beziehung heraus mit Vertrauen die Freiheit geben, die Welt nach und nach kennenzulernen und sich in ihr zu bewegen. Gesunde Selbständigkeit wird gewonnen aus Sicherheit, Vertrauen und dem Wissen, dass bei Bedarf ein Mensch da ist, der einen wieder auffängt.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

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„Aber dein Geschwisterkind…“ – Warum wir Geschwister nicht ständig bewerten sollten

Manchmal liegt es so nahe, das Vergleichen. Schließlich wachsen sie doch in derselben Familie auf, vielleicht im selben Haushalt mit denselben erwachsenen Bezugspersonen. Warum nur macht das eine Kind die Dinge nicht wie das andere? Und das andere macht immer Sachen, die das erste Kind nicht tut?

Geschwister kommen schon unterschiedlich zu uns

Auch wenn Kinder innerhalb einer Familie mit vielen ähnlichen Rahmenbedingungen aufwachsen, kommen sie dennoch schon mit ihren jeweiligen Temperamenten zu uns – und die können sehr unterschiedlich sein. Vielleicht braucht ein Kind mehr Nähe, das andere weniger. Vielleicht geht ein Kind auf neue Situationen forsch zu, während das andere generell lieber abwartet und etwas zögerlicher ist. – Dass Geschwister verschieden sind, ist normal.

Auch innerhalb der Familie können sich Kinder dann noch einmal unterschiedlich entwickeln. Lange Zeit wurde die Unterschiedlichkeit von Geschwistern über die Nischentheorie erklärt: Nach ihr fokussieren sich Kinder auf unterschiedliche Nischen, da durch Spezialisierung weniger Konkurrenz auftritt und jedes Kind quasi eine eigene Nische ausfüllen kann, wodurch jedes Kind spezielle Aufmerksamkeit der Bezugspersonen erhalten kann. Dem gegenüber steht eine andere Theorie der shared-/non-shareded-environments: Sie besagt, dass der wesentliche Einfluss nicht die gemeinsame Umwelt ist, die Geschwister vorfinden, sondern die nicht-gemeinsame Umwelt den wichtigen Einfluss auf die Unterschiedlichkeit nimmt, d.h. die Aktivitäten der Kinder mit ihren jeweiligen außerfamiliären Bezugspersonen, Freund*innen, besuchten Orten etc. nehmen besonderen Einfluss.

Bevorzugung und Bewertung verstärkt Geschwisterstreit

Wichtig ist, wie wir als Erwachsene mit der Unterschiedlichkeit von Kindern umgehen. Dass Eltern eines der Kinder bevorzugen, ist nicht selten. Für alle Personen im Familiensystem ist allerdings von Bedeutung, wie mit einer emotionalen Bevorzugung umgegangen wird und ob das nicht-bevorzugte Kind Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung erfährt oder nicht. Ein reflektierter Umgang mit den eigenen Gefühlen und ggf. ein Austausch mit anderen Bezugspersonen des Kindes kann hier hilfreich sein.

Die Unterschiedlichkeit in Geschwisterbeziehungen kann die Geschwister selbst positiv beeinflussen, da sie sich gegenseitig mit ihrer Individualität unterstützen und ausgleichen können. Hierfür ist aber bedeutsam, dass ihre Unterschiedlichkeit respektvoll behandelt wird und Eltern die Kinder nicht beständig in (oft auch unbewusste) Konkurrenz zueinander stellen mit Sätzen wie „Deine Schwester konnte in dem Alter schon…“, „Dein Bruder geht damit viel besser um.“, „Deine kleine Schwester macht nicht so viel Unordnung.“ – Diese Art von Beurteilung und Konkurrenz kann die Beziehung zwischen den Geschwistern langfristig negativ beeinflussen.

Auch wenn es nicht immer einfach ist, jedes Kind als Individuum zu betrachten und die Entwicklung nicht detailliert mit anderen Kindern zu vergleichen und zu bewerten, ist es ein Gewinn für unsere Kinder, wenn wir unser Augenmerk auf ihre individuellen Entwicklungsschritte richten, auf ihr persönliches Vorankommen und ihre eigenen Ressourcen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de