Geborgenheit bedeutet… für Anne von „X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja und?!“

Anne ist Mutter von zwei Kindern: ihre Tochter wurde im Juni 2012 mit dem Ullrich-Turner-Syndrom geboren, ihr Sohn kam im Februar 2015 zur Welt. Auf ihrem Blog „X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja und?!“ berichtet sie von ihrem Leben mit ihren Kindern und besonders auch davon, was das Ullrich-Turner-Syndrom ist und wie es sich im Alltag auswirkt. Zusätzlich hat sie auch ein Buch über das Syndrom geschrieben, in dem das Leben betroffener Frauen portraitiert wird, denn durch diese Chromosomenveränderung kommt es u.a. zu einer geringeren Körpergröße und einer anderen Geschlechtsentwicklung. Am Anfang ihres Weges als Mutter waren die Ängste groß und sie war verunsichert durch die Diagnose. Wie sie mit ihrer Familie dennoch ihren eigenen geborgenen Weg gefunden hat, berichtet sie heute:

Was bedeutet für Dich Geborgenheit?

Geborgenheit ist wie eine Decke, die uns umschließt. Es ist eine Verbindung, die uns stärkt. Es ist ein Band, was uns Sicherheit gibt. Geborgenheit bedeutet Willkommen-Sein, heißt Rückhalt, heißt Vertrauen. Es ist eine Kombination aus Gefühlen, die verbunden sind mit einem Geruch, einem Kuchen, einer Geste, einem Lied oder einem „Mmh“- der Wohltat, wenn sich Arme um den Körper schließen.

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Wie lebst Du Geborgenheit im Alltag mit Deiner Familie?

Mit „Manchmal“ und „Immer“.  Manchmal möchte ich die Zeit anhalten. Manchmal auf 19:00 Uhr vorspulen. Manchmal könnte ich platzen vor Stolz, weil meine Tochter so selbstverständlich eigenständig ist, spielt, singt und lacht. Manchmal kann ich keine Warum-Fragen mehr hören. Manchmal bin ich vom Ideenreichtum und der Entdeckerlust meines einjährigen Sohnes begeistert. Manchmal einfach nur genervt. Manchmal sind wir Eltern nicht so, wie wir es uns idealerweise gedacht haben. Schimpfen, sind unkonzentriert und mit den Gedanken ganz wo anders. Manchmal.

Immer aber, lieben wir unsere Kinder. Immer sind wir eine Einheit. Verwurzelt.

Immer können wir „Entschuldige, bitte“ sagen. Immer sind da gewohnte Abläufe und Gesten –  bei der Begrüßung und Verabschiedung, beim Essen, am Abend. Immer sind da vertraute Gegenstände – zum Kuscheln das Kissen.  Immer sind da Menschen, denen das Wohlergehen der Familie nicht gleichgültig ist.

 Gibt es Dinge, die für Dich in Bezug auf Geborgenheit unbedingt notwendig sind?

Meine Mama sagte zu mir: „Ich war nicht so liebevoll mit dir. Nicht so geduldig. Du musstest. Wolltest du nicht wie der Zeitplan und die Aufgaben vorgaben, musstest du zusehen, wie du klar kommst.“. Ich habe lange über ihre Worte nachgedacht. Vielleicht ist genau das unbedingt notwendig in Bezug auf Geborgenheit – ein Zurückschauen auf die eigenen Erfahrungen. Was hat mir gefallen? Was möchte ich weiter geben? Was nicht? Ich treffe eben andere Entscheidungen als meine Mama, die ich im Übrigen sehr lieb habe und schätze. 

Für mich wird das Gefühl von Geborgenheit genährt durch Berührungen, Umarmungen, Streicheleinheiten, Zuwendung; durch die Frage „Wie war dein Tag?“, weil mich die Erlebnisse (auch die meines Mannes) wirklich interessieren.

Mein Handeln in Bezug auf meine Kinder beruht ebenso auf unseren gemeinsamen Erlebnissen. Auch das habe ich mir deutlich gemacht.  In meiner ersten Schwangerschaft wurde mir das Vertrauen in mein Ungeborenes genommen. Ich habe es mir nehmen lassen. Die Diagnose „Ullrich-Turner-Syndrom“ machte mir Angst.  Auch war unser erstes Jahr als Familie so gar nicht wie erträumt. Wir gemeinsam haben die Herausforderungen gemeistert, haben das Syndrom kennen gelernt und uns als Familie gefunden. Das hat unsere Verbindung geprägt, unsere Zusammengehörigkeit gestärkt. Geborgenheit bedeutet daher immer noch auch „Halten“. Das Baby behalten. Aushalten. Im Arm halten.

Betrachte ich die Verbindung zu meinem Sohn, dem Zweitgeborenen, ist sie unbelasteter, aber auch sie wächst mit den gemeinsamen Erlebnissen. Mit einem Lächeln. Mit einer Umarmung. Mit ausgeräumten Schränken. Mit der Zeit.

Jenes Gefühl von Geborgenheit ist die Summe aus alldem.

Anne berichtet auf ihrem Blog „X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja und?!“ noch mehr von ihrem Leben und ist auch auf Facebook hier zu finden.

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