Vom Gefühl, angekommen zu sein

Kürzlich spielte ich mit dem Kindern auf dem Sofa. Sie hüpften umher, immer wieder auf meinen Schoß und ich nahm sie in die Arme, roch an ihren Haaren. Auf einmal war es da, dieses Gefühl, vollständig zu sein. Immer und immer wieder in den vergangenen Jahren fragte ich mich: Bin ich Mutter von zwei Kindern oder bekomme ich vielleicht noch ein drittes? Ich hob die Kleidung der beiden auf für den Fall, dass ich doch wieder schwanger werden sollte. Meine Schwangerschaftssachen hängen im Kleiderschrank, nachdem sie bei Freundinnen in der Zwischenzeit zu Besuch waren. Ich war unsicher und wusste nicht, ob es das wirklich schon war mit dem Kinderkriegen. Die Vorstellung, nicht noch einmal schwanger zu sein, machte mich nervös.

Und da war es auf einmal. Das Gefühl, dass es hier und jetzt alles ganz richtig ist, dass es kein Kind mehr gibt, auf das ich warte. Ein paar Tage später las ich auf Facebook von einer Kollegin, die ihr 6. Kind erwartet und beschrieb, wie sich gerade die Kindsbewegungen anfühlen. Wo ich früher ein leises Ziehen spürte, war nichts mehr. Ich freute mich für sie, aber es gab nicht mehr das Gefühl, es nachfühlen zu wünschen.

Ich hatte zwei wunderschöne Schwangerschaften und zwei selbstbestimmte Geburten. Ich habe zwei Kinder geboren, die auf ihre Art ganz unterschiedlich sind und dennoch so wunderbar in mein Leben passen. An manchen Tagen ist mein Leben anstrengend, an manchen einfach. Manchmal glaube ich, durch die (unterschiedlichen) Bedürfnisse meiner Kinder den Verstand zu verlieren und dann passt wieder alles ganz wunderbar zusammen. Es ist ein Auf und Ab. So war es die ganzen letzten Jahre und wird es wohl auch noch eine lange Zeit sein. Das Leben ändert sich immer wieder. Es gibt gute und schlechte Tage und Zeiten. Doch was mir klar geworden ist, ist der Umstand, dass ich trotz all dieser Bewegung an einem Punkt angekommen bin. Dass es bei allem täglichen Durcheinander immer ein Hier gibt.

Ich bin angekommen in meinem Leben. Es gibt Dinge, die ich mir wünsche und die ich mir aufhebe, aber ich bin angekommen in der Familienform, die wir haben. Ich bin Mutter von zwei Kindern. Meine Kinder werden wachsen und ich mit ihnen. Egal wie alt sie werden, werde ich immer ihre Mutter sein. Ich werde sie noch viele Jahre in den Schlaf begleiten, an ihren Betten sitzen, wenn sie krank sind oder mit ihnen lachen und auf dem Sofa hüpfen. Mutterschaft endet nicht an einem bestimmten Alter. Sie bleibt bestehen, ändert sich vielleicht etwas. Wenn ich Glück habe, werde ich eines Tages meine Enkelkinder im Arm halten können – so, wie ich es jetzt bei meinen eigenen Kindern tue. Ich werde an ihren Haaren riechen und daran denken, wie es war, als ich meine Kinder so hielt. Und vielleicht werden auch meine Kinder mich eines Tages so im Arm halten wie ich sie heute, in Geborgenheit, um mir meine Ängste zu nehmen. So wie ich sie ins Leben begleite, werden sie mich vielleicht hinaus begleiten.

Für jedes meiner Kinder mache ich nun ein Paket zurecht mit einigen Erinnerungskleidungsstücken an die Babyzeit.
Alles andere findet nun seinen Weg zu anderen Familien, die es begleiten darf auf ihrem Weg

Seid Ihr schon angekommen und fühlt euch komplett?
Eure

Susanne_clear Kopie

23 Kommentare

  1. Liebe Susanne, du hast mir gerade unmissverständlich klargemacht, dass ich noch nicht angekommen bin! 😉 Es ist da jetzt dieses Gefühl, das Gefühl mit meinem neuen Partner noch ein gemeinsames Kind zu bekommen. Bisher war es einfach dieses: “Ja, ich habe doch schon 4 gesunde Kinder, ein weiteres kostet einfach zuviel Geld, zuviel Platz”…aber jetzt hast du mit deinem Text mein Herz angesprochen. Der Kopf konnte sich gerade einfach nicht durchsetzen. 🙂 Ich bin wirklich dankbar für deinen Text, er hat mich gerade wachgerüttelt.

  2. Ich freue mich sehr, dass du angekommen bist. Ich glaube, das gibt einem auch eine schöne Sicherheit, dieses Gefühl. Keine Zweifel, kein was wäre wenn… Sondern nur noch Freude über das,was ist.
    So schön!

  3. Ich liege grad noch im bett u hab Tränen in den Augen. Mein neuer partner deckt mit meiner kleinsten den Frühstückstisch und seine zwei Mädels u meine Große höre ich zufrieden spielen. Unser gemeinsamer sohn zappelt in meinem bauch und ich glaub ich bin angekommen. ..habe natürlich ein bissel bammel vor dem was uns erwartet in Zukunft, aber ich bin glücklich.
    Danke für die schönen worte zum Wochenendstart:-)
    Liebste grüße ulli

  4. Bisher hatte ich das Gefühl auch, ganz eindeutig, wir sind komplett mit unseren zwei Kindern. Jetzt ist die Kleine 3 J. und 3 Monate und ein drittes Kind wäre mir sehr willkommen… Insofern behalte die Sachen noch ein bisschen… bei uns ist alles weg….

  5. Stephanie Gogolin

    liebe Susanne, das liest sich sehr schlüssig und es ist immer toll, wenn eine Frau in ihrer Mitte angekommen ist…
    mich würde aus entwicklungsphysiologischer Sicht noch das Alter deiner Kinder interessieren?

    ich grüße dich herzlich
    Stephanie

  6. Ich kämpfe gerade mit den Tränen – Tränen der Rührung, des Glücks und des Nachfühlen wollens….
    Ich fühle mich irgendwie noch nicht angekommen und doch würde es momentan einfach nicht passen. Ich habe eigentlich zwei Kinder (ein leibliches und ein Pflegekind), doch der Wunsch nach einer weitern Schwangerschaft einer Geburt und des Stillens, Der Wunsch nach diesem einen bestimmten Geruch….. Leider passt es gerade vorn und hinten nicht – mein Mann möchte momentan auf keinen Fall und er ist der Vernünfige in unserer Beziehung – ich die emotionale empartische Kämpferin…..
    Ich hoffe auf die nächsten Jahre und vielleicht wird es doch eines Tages kommen, dieses Gefühl des Ankommens in meiner Umgebung und meiner Mutterschaft – vielleicht werden sich noch andere Türen öffnen, doch momentan fühlt sich dieses Gefühl noch “unvollkommen an”….

    Danke für den TOLLEN BEITRAG und danke das Du dieses Gefühl so toll beschreiben kannst!!!!!!!!!

    Liebste Grüße
    JesSi Ca

  7. Puh, auch ich bin zu Tränen gerührt. So schön sind deine Worte. Ich freu mich sehr für dich. Das mit dem Päckchen packen finde ich sehr schön. Ich habe auch schon die ersten Sachen aufgehoben.

    Ich selbst bin noch nicht so richtig angekommen. Ich habe einen neun Monate alten Sohn. Wir hatten immer besprochen nur ein Kind zu bekommen, aber jetzt schleichen sich Zweifel ein. Ich selbst habe noch einen jüngeren Burder und es war so herrlich nie allein zu sein als Kind, immer zusammen zu spielen. Ein Einzelkind aufzuziehen fühlt sich komisch an, nicht so ganz komplett.
    Ich hatte ein wundervolle Schwangerschaft, aber eine fürchterliche Notkaiserschnittgeburt mit heftigen anschließenden Tagen. Würde eine zweite Geburt die Erlebnissse der erste heilen, geht sowas überhaupt? Aber was, wenn sie genauso schlimm wird, verkrafte ich das? Und, komme ich mit zwei Kindern wirklich klar? Eins ist manchmal schon ganz schön anstrengend, so sehr ich es auch liebe. Bald ist die Elternzeit vorbei und ich muss wieder arbeiten gehen. Ja, so viele Fragen und noch so weit weg von: angekommen sein. Leider.

  8. wirklich schöne worte für ein schwieriges Thema….in meiner Umgebung haben schon viele Mamas so gedacht wie Du und dann nach einigen Jahren doch noch mal ganz neue Gefühle und Wünsche nach einem weiteren Kind bekommen…mein Rat also auch: nicht alles weggeben 😉 Ich bin mir zur Zeit auch nicht so sicher…mein Bauch sagt eigentlich, eine Großfamilie wäre das Schönste..auf der anderen Seite genieße ich es sehr mit den beiden und auch mal jedes nur für sich…schwieirg…LG!

  9. Liebe Susanne, dein Text ist so schön – direkt aus dem Herzen- geschrieben! Vielen Dank, dass du uns daran teilhaben lässt!
    Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass das leise Ziehen im Bauch irgendwann aufhört. Dass sich das Gefühl irgendwann einstellt, dass alles genau so richtig ist, wie es ist. Ich freue mich darauf und freue mich für dich, dass du diesen Punkt nun erreicht hast!

    Ganz herzliche Grüße
    Marion

  10. Katharina von emmiundich

    Witzig, ich hab gerade auch ein Post zum Thema Mutter geschrieben….ich schwanke ständig zwischen dem Gefühl, dass zwei Kinder genau das sind, was ich will und kann und dass ich eigentlich unbedingt nochmal schwanger sein will, noch ein Baby haben möchte, nochmal mich als Mutter weiterentwickeln können und dann wieder das Gefühl meinen Körper nicht mehr teilen zu wollen, wieder mehr ICH sein und weniger WIR….ich wäre gern so klar wie du, weiß aber, dass es ein Weg ist, den ich gehe…

  11. Ich dachte immer wir seien komplett mit 4 Kindern… das letzte ein Mädchen nach 3 Jungs…dann heimlich, still und leise schlich sich ein 5. Kind ein… inzwischen heiss geliebt und wir möchten ihn nie wieder missen 😀

  12. Liebe Susanne, das was Du da beschreibst, erkläre ich so: Jedes meiner sechs Kinder hat immer ca. zwei Jahre gebraucht, bis es richtig angekommen war. Die großen Wogen und Wellen die die jeweilige Ankunft des Kindes aufgeworfen hatte, waren wieder geglättet und jeder hatte seinen Platz gefunden….und genau, da war es dieses Gefühl, angekommen zu sein….(zumindest bis zum nächsten Kinderwunsch od. wie bei uns in einem Fall zur nächsten Kinderüberraschung 😉 )

  13. Liebe Susanne,

    sehr schöne, wundervolle Worte!
    Mir wurde ganz warm ums <3! Mein Herz ist noch nicht angekommen, aber mein Verstand schon:nun sagt man immer höre auf dein Herz, in vielen Fällen stimme ich dazu…aber in diesem Fall muss der Verstand siegen… habe zwei gesunde, tolle Mädels…bin 38 Jahre und mein Mann 39…und wie du sooo schön beschrieben hast muss man noch viele Jahre: Begleiter, Beschützer sie lieb und einfach im Leben für sie da sein…und dafür muss man aber auch sich pflegen können…um das zu können…!
    ….liebe Grüße…

  14. So ein schoener Text! Ich muss gestehen, ich bin ein bisschen neidisch. Ich waer auch gern schon angekommen. Ich dachte mir, kommt Zeit, kommt Rat, aber bisher ist dem nicht so. Ich hoffe, in den kommenden Monaten zu einer Entscheidung zu kommen, mit der ich gluecklich sein werde.

  15. Ichjetztauch

    Oh wow, was für ein Gänsehauttext. Mein Lieblingssatz, ist einer der letzten “So wie ich sie ins Leben begleite, werden sie mich vielleicht hinaus begleiten”. Ganz großes Gefühlskino.
    Meine eigene Sind-wir-komplett-Frage habe ich noch nicht ganz für mich beantworten können. (Oder vielleicht ist das schon die Antwort 😉
    Liebe Grüße und ein dickes Danke für deine schönen Worte.

  16. Oh wie toll geschrieben. Da kamen mir echt die Tränen!!
    Ich bin mir noch nicht sicher, ob meine Familienplanung abgeschlossen ist. Nach dreimal schwanger sein, einem Sternenkind, in der 12. Woche verloren und zwei gesunden Kindern, die ich nicht so gebären konnte, wie gewünscht, ist in mir schon noch der Wunsch nach Schwangerschaft Nr. 4 und Baby Nr drei da. Mal schauen, ob es.noch zu.uns kommt! Dir alles Gute weiterhin und hoffentlich noch viele.so tolle Texte <3

  17. Sehr schön… 🙂 Ich glaube es gibt Mütter, die dieses Gefühl nie haben. Die nach jeder weiteren Geburt noch eine Sehnsucht hegen. Bei mir wäre dann bei 3 oder spätestens 4 sicher Schluss. Ich habe aber leider ein anderes Problem: Mein Mann will keine weiteren Kinder. Und ich merke jeden Tag, dass mir, trotz meiner 2 tollen aber auch anstrengenden Kids, noch was fehlt… das ist nicht einfach… und ich weiss nicht, ob wir dafür je eine Lösung finden. Aber ich fühle mich fürchterlich unkomplett… ich sehne mich täglich, sehe täglich ein 3. Kind in unserem Alltag und mir wird regelmässig schlecht wenn ich grössere Familien sehe oder Schwangere. Ich will dann nur noch davonlaufen… natürlich versteht das keiner und so teile ich diese Gedanken auch mit niemanden. Mein Mann weiss es aber er hat auf jedes meiner Argumente, die für ein weiteres Kind sprechen, mindestens 2 Gegenargumente. So ist es nun mal… Zeit bringt Rat… irgendwie, irgendwann…

  18. Danke fürs Teilen, da kamen mir die Tränen als du geschrieben hast, dass dich deine Kinder vielleicht selber im Arm halten werden, wenn du von dieser Welt gehst.
    Mit so viel Herz geschrieben. Schön, dass du angekommen bist.
    Ich selber fühle mich momentan komplett mit meinem Baby. Ob ein zweites kommen soll, entscheiden wir erst später. Trotz der offenen Frage, ist nichts unvollständig.

  19. Chaosmama Berlin

    Liebe Susanne, ein wirklich schöner Text, der mir aufgezeigt hat, dass ich dieses unbedingte Gefühl mit zwei Kindern angekommen zu sein, so noch nicht habe. Mag daran liegen, dass ich selbst die Mittlere von drei Schwestern bin und somit schwanke, ob ich selbst nun zwei oder drei Kinder möchte. Auf jeden Fall genieße im Moment die Zeit mit meinen zwei Minis sehr, denn nach unserem 2 unter 2 Abenteuer bin ich seit einiger Zeit so richtig in meinem Leben als 2fach Mama angekommen. Kisten für die Beiden mit besonderen Erinnerungsstücken habe ich gleich von Anfang an gepackt und bestücke sie regelmäßig weiter. Lieben Gruß

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