Dann schau doch weg! – Über das Stillen in der Öffentlichkeit

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Immer wieder ist es ein groß in den Medien diskutiertes Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. 2011 gab “Big Bang Theory”-Star Mayim Bialik Anlass zur Diskussion darum, ob Stillen in der Öffentlichkeit in Ordnung sei oder nicht und – in ihrem Fall – bis zu welchem Alter des Kindes das nun überhaupt noch richtig sei. Sie hatte ihren dreijährigen Sohn in der U-Bahn gestillt. Als Mutter von zwei Kindern und Familienbegleiterin kenne ich diese Diskussion um das öffentliche Stillen nur zu gut. Meine Tochter habe ich bis zum Alter von 2 Jahren gestillt – durchaus auch in der Öffentlichkeit – und meinen 16 Monate alten Sohn stille ich auch noch nach Bedarf. Doch oft ist es gar keine Frage des Alters, sondern generell des Umstandes: Kann und soll man in der Öffentlichkeit stillen? Denn ganz ehrlich gesagt wurde ich mit beiden Kindern nicht erst schief angeschaut beim Stillen als sie ein bestimmtes Alter erreicht hatten, sondern auch schon, als sie noch ganz klein waren. Stillen in der Öffentlichkeit erregt immer wieder die Gemüter – aber warum eigentlich?

Stillen ist Nahrungsaufnahme

Ich fahre in der Berliner S-Bahn. Ein Mann steigt ein und verzehrt einen Döner mit nicht geringer Geruchsbelästigung der umstehenden Fahrgäste. Eine Frau gegenüber trinkt einen Kaffee aus einem Pappbecher. Ein Kind sitzt in der Ecke und isst aus einer Tupperdose ein Schulbrot. Auf dem Boden liegen Papierreste, die deutlich erkennen lassen, dass ein früherer Fahrgast Nahrungsmittel einer großen Fastfood-Kette hier zu sich genommen hat. Auf der Straße ist es nicht anders: Menschen laufen mit Käsebrötchen, Nougatcroissants und Brezeln durch die Straßen, trinken Softdrinks auf Glasfalschen. Niemand beschwert sich, schaut mit hochgezogener Augenbraue einen anderen an oder tuschelt hinter vorgehaltener Hand laut. Es ist ein normaler Anblick, dass Menschen in der Öffentlichkeit Nahrungsmittel zu sich nehmen. Wenn ein Baby in einem Einkaufszentrum eine Flasche bekommt, schüttelt niemand den Kopf.

Muttermilch ist die normale Nahrung des Babys und Kleinkindes. Stillverbände fordern heute, dass nicht mehr davon gesprochen wird, dass Stillen Vorteile hätte, denn es geht nicht um Vorteile, sondern darum, dass dies nun einmal die richtige und normale Ernährungsform ist. Wie auch immer versucht wird, Muttermilch künstlich herzustellen, ist es nicht machbar, sie so gesund herzustellen, wie nun einmal Muttermilch ist. Und Muttermilch kommt natürlich in ihrer naturgegebenen Verpackung: der weiblichen Brust. In diesem Sinne hat die Entblößung der weiblichen Brust beim Stillen den einfachen Grund, dem Kind seine normale Nahrung zukommen zu lassen. Stillen ist Nahrungsaufnahme. So wie andere Babys ihre Milch aus der Flasche trinken oder Erwachsene ihr Mettbrötchen in den Mund schieben, ernährt sich das Kind über die Brust. Wer das Stillen sexuell konnotiert, hat einfach nicht verstanden, worum es dabei geht. Zudem wird dieser sexuelle Aspekt allein durch den Betrachter in die Stillsituation eingebracht: Weder Mutter noch Kind vollziehen eine sexuelle Handlung wenn sie stillen.

Nahrungsaufnahme verdient angemessene Rahmenbedingungen = kein Stillen auf Toiletten

Gegner des öffentlichen Stillens führen gerne an, dass ja nicht in der Öffentlichkeit gestillt werden müsste, weil es ja Stillräume geben würde oder sich stillende Mütter an einen “diskreten Ort” zurück ziehen könnten wie eine Toilette. Ja, mancherorts gibt es Stillräume und das kann auch eine gute Alternative sein, wenn Frauen dies wünschen. Häufig allerdings sind diese Stillräume mit Toiletten zusammen gelegt. Und ehrlich: Wer möchte gerne seinem Kind eine Mahlzeit auf einer öffentlichen Toilette anbieten? Wer möchte gerne eine Mahlzeit auf einer öffentlichen Toilette einnehmen? Unabhängig von hygienischen Bedenken und der Geruchsbelästigung und häufig auch einem Mangel an bequemer Sitzposition kann doch niemand ernsthaft einer Mutter mit Kind vorschlagen wollen, sich auf eine Toilette zum Stillen zurück zu ziehen?

Stillen ist eine Nahrungsaufnahme wie jede andere auch und verdient daher den selben respektablen Umgang wie andere Mahlzeiten größerer Menschen auch. Die Personen sollten sich in einer angemessenen Körperhaltung befinden können – gerade beim Stillen ist dies wichtig, um Haltungsproblemen und Verspannungen vorzubeugen -, sie sollten nicht durch Geruch, Lautstärke oder Temperatur beeinträchtigt werden. Das betrifft sowohl die Mutter als auch das Kind.

Um  auch in der Öffentlichkeit stillen zu können, werden zum Schutz vor fremden Augen heute oft Stilltücher oder Stillschals angeboten. Wenn Frauen sich vor den Blicken anderer schützen möchten, finde ich die Verwendung von diesen Stoffbarrieren sinnvoll (allerdings nicht anders herum, wenn man auf Fürsorge andere Menschen vor dem Anblick schonen möchte, siehe oben). Gerade am Anfang einer Stillbeziehung, wenn es vielleicht auf Anhieb noch nicht so gut klappt mit dem Anlegen, können Frauen schnell verunsichert sein und wünschen sich keine ungewollten Zuschauer. Später dann, um den dritten Lebensmonat des Kindes, kann ein solches Tuch auch für das Kind sinnvoll sein, denn in dieser Zeit kommt es zu einem Entwicklungsschub, bei dem sich das Sehen stark verändert und Babys sind nun viel leichter ablenkbar als zuvor, was sich gerade beim Stillen darin zeigt, dass sie immer wieder die Brust loslassen, wieder ran gehen oder gar den Kopf wenden, während die Brust noch im Mund ist. Darüber hinaus sind Stilltücher aber nicht unbedingt vorteilhaft: Manche verhindern auch den Einblick der Mutter. Doch gerade auch darum geht es ja beim Stillen, denn wie Untersuchungen belegt haben, sehen Säuglinge gerade in dem Abstand gut und scharf, den sie einnehmen, wenn sie an der Brust der Mutter liegen und in ihr Gesicht blicken. Der Anblick der Mutter beim Stillen hat also eine Bedeutung für das Kind und sollte deswegen nicht aus irgendwelchen gesellschaftlichen Einflüssen unterbunden werden.

Leider ist es in Deutschland so, dass Besitzer von Cafés und Läden ein Hausrecht geltend machen können und das Stillen in ihren Räumlichkeiten untersagen dürfen – was immer wieder in den Medien zu lesen ist. In Schottland hingegen gibt es ein Gesetz zum Schutz des Stillens, nach welchem es strafbar ist, eine Mutter vom Stillen abzuhalten. Eine bei uns hierzu eingereichte Petition war bislang nicht erfolgreich.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass stillende Mütter mit zwei entblößten Brüsten an einem Cafétisch sitzen müssen. Natürlich ist eine gewisse Diskretion möglich und auch angebracht, aber nicht in der Weise, in der sie oft eingefordert wird und besonders nicht, wenn sie die Rechte des Kindes auf Erfüllung seiner Grundbedürfnisse einschränkt.

Lieber Geschrei oder ein gestilltes Kind?

Das Stillen in der Öffentlichkeit hat zudem auch noch ganz handfeste Vorteile für alle Personen, die zugegen sind: Wenn Babys und Kleinkinder hungrig sind, machen sie auf sich aufmerksam. Können Sie es noch nicht mit Worten, tun sie es durch laute Äußerungen, durch Schreien und Weinen. Nahrung ist lebensnotwendig und Babys machen darauf sehr eindrücklich aufmerksam. Wer also schnell und beherzt das Stillen ermöglicht, verringert so auch die Zeit, in der das Kind auf sein Bedürfnis aufmerksam machen muss. Das ist vorteilhaft für das Kind, aber auch für alle anderen Anwesenden.

Woher sollen wir es lernen, wenn wir es nicht sehen?

Muttermilch ist die gesündeste Nahrung für das Kind und für lange Zeit die artgerechte Nahrung. Die verschiedenen Inhaltsstoffe der Muttermilch sind auf unterschiedlichen Ebenen wichtig für die kindliche Entwicklung. Dass Stillen also die beste Form ist, ein Kind zu ernähren, ist gewiss. Dennoch ist es so, dass das Stillen für viele Frauen nicht einfach ist. Stillhindernisse beginnen oft schon kurz nach der Geburt, besonders häufig bei Klinikgeburten. Oft müssen Kinder nicht abgestillt werden, weil die Mütter nicht stillen wollen, sondern weil sie nicht genügend oder richtige Unterstützung erhalten. Denn: Stillen ist nicht etwas, was wir instinktiv richtig machen. Stillen hat viel mit Vorbildern und Lernen zu tun. Wenn uns aber Vorbilder fehlen, fällt es uns schwer, dieses Verhalten auszuführen. Gerade deswegen ist das Stillen in der Öffentlichkeit auch für nachfolgende Generationen so wichtig: Kinder sollen auch in Zukunft mit der für sie richtigen und natürlichen Nahrung versorgt werden, Mütter sollen es einfach haben, stillen zu können. Dafür müssen Kinder sehen können, dass Babys gestillt werden. Sie müssen zusehen können, wie Kinder an die Brust gehalten werden. Beschränken wir diese Art der Nahrungsaufnahme immer mehr, nehmen wir auch zukünftigen Generationen die Chance, stillen zu können und es als natürlichen Vorgang zu betrachten.

Auf einmal zu groß fürs Stillen?

Besondere Irritation ruft in der Öffentlichkeit das Stillen von “größeren” Kindern hervor. Dabei sind “größere” Kinder nicht etwa Vorschulkinder, sondern bereits Kinder im Alter von 1 oder 2 Jahren werden beim Stillen kritisch betrachtet – und ihre Mütter ebenso. Es scheint fast, also würde auf einmal ab einer bestimmten Körpergröße das Stillen doch noch etwas Anrüchiges oder Verbotenes werden. Warum eigentlich? Auch nach dem ersten Geburtstag hat Muttermilch für die kindliche Entwicklung und besonders das Immunsystem besondere Inhaltsstoffe zu bieten. Das für Menschen sinnvolle Abstillalter liegt weit über dem, was wir hier als Durchschnitt betrachten. Stillen ist, wie oben aufgeführt wurde, keine sexuelle Handlung und wird es auch dann nicht, wenn das Kind aus Kleidergröße 80 hinaus gewachsen ist. Es obliegt jeder Mutter und jeder Familie selbst, zu entscheiden, wie lange ihre Stillbeziehung andauert und ob überhaupt gestillt werden soll oder nicht. Doch die gesunden Aspekte der Muttermilch sind nun einmal nicht von der Hand zu weisen. Dies gilt sowohl für Babys als auch ältere Kinder. Und daher sollte auch das Stillen älterer Kinder in der Öffentlichkeit nicht verpönt oder verlacht werden, sondern die selbe Berechtigung haben wie jede andere Nahrungsaufnahme auch. Denn – um es noch einmal zu wiederholen -: Stillen ist Nahrungsaufnahme – und manchmal auch noch Zuwendung, Kuscheleinheit, Beruhigung. Ganz einfach.

 

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26 Kommentare

  1. drachenkatz

    Vielen Dank für diesen Artikel! Genauso sehe ich das auch.
    Ich hatte tatsächlich vor kurzem mal ein Gespräch mit einer flüchtigen Bekannten, die allen Ernstes behauptet hat, dass sie Stillen eklig findet und man das ja wohl auch zu Hause erledigen kann. Sie sei ein Flaschenkind gewesen und schließlichsei auch etwas aus ihr geworden, und selbstverständlich würde sie niemals stillen wollen, geschweige denn Kinder bekommen… Okay, das ist eine Meinung, die ich respektiere, aber das muss man noch lange nicht gut finden. Für mich sind solche Aussagen unmöglich. Natürlich kommt es auch immer auf das WIE an; allerdings kann man schließlich auch Stillen, ohne dass man eine Peepshow veranstaltet. Mein erstes Kind kommt im September – und ja, ich werde überall dort stillen, wo das Würmchen Hunger bekommt. 🙂

  2. Vielen Dank für den tollen Text.
    Heute wird die Flasche als “natürlich” und “normal” angesehen.
    Bei meinen grossen die, leider die Flasche bekamen habe ich nie einen schiefen Blick oder gar ein Wort bekommen.
    Bei der kleinen wurde um den 3. Monat schon drängelnd gefragt ob ich denn etwa noch stille.
    Ich kam mir vor wie ein Alien.
    Allerdings wollte ich es dieses Mal unbedingt schaffen und habe es 19 Monate(ich wusste vorher gar nicht, dass das Abstillalter noch viel höher liegt.Bin von 6 ;Monaten ausgegangen) geschafft.
    Es ist echt traurig in welche Richtung das läuft.

  3. Christian

    Immer wieder setze ich mich mit Menschen auseinander (als Vater). “Das ist doch nicht nötig”, “kann man doch zu Hause machen”, “das gehört sich nicht” etc…

    Ich bemühe mich, dabei nicht ausfallend zu werden, aber es fällt schwer. Ich bin bis heute nicht dahinter gekommen, welche Motiviation diese Menschen haben. Verklemmungen sexueller Art? Angst, eine Brust zu sehen? Schlechte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Neid?

    Der Nachbarin auf den Arsch gucken, kollektiv mit Gelächter und sexistischen Sprüchen vor der Kneipe: kein Ding. Aber deren Brust zu sehen, oft nur zu erahnen, denn so ein Kinderkopf verdeckt doch einiges, ist dann… zu viel für die puritanischen Köpfe?

    Und an Karneval wird dann kollektiv das Gehänge am Straßenrand entblößt, in einträchtigem Schwanzvergleich uriniert und den Enkelkindern später von den eigenen Heldentaten berichtet.

    Nehme ich das übrigens richtig wahr, dass das vor allem von Männern so geäußert wird?

    • weib yvonne

      leider gibt es auch reichlich frauen jeden alters, die auf dezent stillende muetter allergisch reagieren.
      dies wird dann entweder mit abschaetzigen blicken und getuschel, demonstrativem abwenden oder direkter ansprache mit bitte um aufsuchen des wc oder verlassen des lokals kommentiert.

      alles in allem sollte stillen dringend wieder normal werden.

      ich bin mutter von 5 kindern, stille aktuell seit 6 jahren durchgehend(mal mehr, mal weniger), meine juengste ist 15 monate alt und ich wurde schon sehr haeufig unschoen auf das stillen angesprochen – ausschliesslich von frauen.

      meine entgegnung auf wc – stillen:
      mach ich gerne – wenn Sie Ihr essen/ getraenk auch dort zu sich nehmen.*nett laecheln*
      daraufhin ist ruhe. 🙂

      • @ weib Yvonne
        Es gibt in jedem größeren Einkaufzentrum eigene Stillräume. Wenn sich die Stillende in ein Eck zurückzeiht und nicht ihre Milchbar direkt vor allen Anwesenden auspackt ist auch nichts dagegen einzuwenden, ich finde es nur präpotent, wenn man sich in aller Öffentlichkeit provozierend präsentiert und sich dann über etwaige mokkante Blicke oder Bemerkungen aufregt.
        Stillen ist was persönliches – auch Küssen. Niemand sagt etws, wenn man sich kurz in der Öffenlichkeit küsst, aber sich dabei halb aufzufressen, da ist auch keiner neugierig drauf. Da gibts einfach bessere Plätze dafür.
        Und dass ihr Kind völlig entspannt an Ihrer Brust nukelt, wenn rundherum die Hölle los ist, das glaub ich nicht, meine Kinder zum Beispiel konnten sich überhaupt nicht aufs Essen konzentrieren (egal wie hungrig sie waren) wenn rundherum ein Trubel war – allein daher suchte ich immer einen ruhigen Platz, wo wir ungestört waren. (Sogar zu Hause, wenn Besuch da war.) Und wenn man seinem Kind beim Stillen in die Augen schaut, dann sieht und spürt man die Verbindung – wenn man dabei alles andere macht, … Naja.
        Man kennt sein Kind und seinen Rhythmus – ich habe immer darauf rücksicht genommen und als es noch gestillt wurde meine Termine dahingehend verschoben … (was Schlafens- und Essenszeiten anbelangte) aber es ist ja unüblich geworden, dass man auf andere Rücksicht nimmt, die sich noch nicht für sich selbst einsetzen können. Wichtig sind nur die eigenen Bedürfnisse und dass man sie schnellst möglichst stillt 🙂 (Scheinbar sind wir alle noch Babies 🙂 )
        (Und sollten Sie sich fragen – meine Kinder sind beide unter 10, ich besitze eine abgeschlossene akademische Ausbildung und bin unter 40 Jahre alt – nur so zur Demographie)

        • weib yvonne

          ihren beitrag verstehe ich nicht.

          sie unterstellen allerlei dinge, die ich so weder praktiziere noch geschrieben habe oder gar gut und richtig finde.

          was hat uebrigens ihre ausbildung(die meiner erstaunlich aehnelt) und das alter der kinder mit dem stillen zu tun?

          sie haben ihre ansichten zum thema und leben diese.
          sie sollten jedoch freundlicherweise nur das kommentieren, was geschrieben steht – und nicht hineininterpretieren. danke.

  4. sternenglück

    Und dem kann ich gar nichts mehr hinzufügen. Ein toller Artikel und so wahr! Danke dafür 🙂
    Liebe Grüße
    Sternie

  5. Ich finde diesen Artikel sehr interessant, da ich meinen Sohn (jetzt 20 Monate) immernoch stille und das auf Parkbänken, in Cafes, öffentlichen Verkehrsmitteln, also vor den Augen vieler Fremder schon getan habe und nie komisch angeschaut oder angesprochen wurde. Mir war nicht bewusst, dass Stillen in der Öffentlichkeit tatsächlich immernoch Irritationen hervorruft.

  6. Ehrlichgesagt

    Ich kann kaum glauben, dass es Menschen gibt, die Stillen in der Öffentlichkeit befremdlich finden und das auch noch der Mutter gegenüber zum Ausdruck bringen. Ich habe meine drei Kinder ausgiebig und natürlich auch in der Öffentlichkeit gestillt, wenn es nötig war. Nicht mal in der Türkei habe ich erlebt, dass irgend jemand darauf negativ reagiert hätte. Ich verstehe solche Reaktionen um so weniger, als es doch inzwischen durch die Omnipräsenz nackter weiblicher Brüste in den Medien niemanden mehr schockieren sollte, zwischen T-Shirt und Babykopf ein Stück nackte weibliche Haut zu sehen zu bekommen.
    Wieder mal ein toller Artikel, vielen Dank dafür!

  7. Natürlich und normal ist es – ja, da widerspreche ich nicht, andererseits ist Nacktheit auch natürlich und normal und trotzdem ist es in unseren Breiten üblich sich anzuziehen, auch sex ist normal, trotzdem macht man es nicht in der Öffentlichkeit, genauso wie Popeln, Furzen Urinieren und Koten, alles völlig normal, aber in unseren Breiten nicht üblich, dass man es in der Öffentlichkeit macht – in Naturvölkern ja, da schon – alles oben genannte – aber bei uns nein!
    Und da wir uns in unseren Breiten befinden, sollten wir doch “Leben wie die Römer, wenn wir in Rom sind” heisst es nicht von ungefähr in dem Sprichwort! Und – ich bin Mutter zweier Kinder, die auch beide gestillt wurden. Ich sehe es aber nicht nur als natürlich an, sondern auch als was persönliches und als Band zwischen Mutter und Kind und nichts, wo man Zuschauer braucht, oder abgelenkt werden soll durch die Leute der Umgebung (vor allem eben die Kinder) und wenn die Mütter dabei mit ihren Freundinnen quaken oder sonst was tun, dann ist das Band zwischen Mutter und Kind auch nicht vorhanden, oder das Genießen, dass ständig so betont wird, sondern dann ist die Mutter einfach eine lebendige Flasche …
    Und ja, auch ich fühle mich gestört, wenn ich auf den blanken Busen einer anderen Frau gaffen kann, nicht aus Neid, ich hab selbst genug und ich kenne auch das Gefühl und und und, aber ich finde es einfach nicht angebracht. Debnn sonst brauchen wir auch keine Kleidung mehr zu tragen, weil alles natürlich und und und.
    Und jetzt – steinigt mich! 🙂

  8. Ich stille meine 18 Monate alte Tochter auch noch, ab und an auch in der Öffentlichkeit. Das ist aber seit einiger Zeit seltener geworden, da sie tagsüber nur noch vor dem Mittagsschlaf stillt oder wenn es ihr nicht gut geht.
    Ich habe mich ziemlich genau nach 6 Monaten ziemlich beäugt gefühlt. Dieser Zeitraum scheint offensichtlich akzeptiert zu sein und damals stillten auch die meisten Mütter um mich herum ab. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, weiter auch außerhalb meiner vier Wände zu stillen. Die Reaktionen sind gemischt, meist aber eher irritiert als bösartig, oft auch durchaus positiv! Eine Mutter war richtig neidisch, weil sie gern länger gestillt hätte. Eine hat mir erzählt dass sie ihre Tochter 44 Monate gestillt hat, allerdings nur “heimlich”. “So mutig wie Du war ich nicht!”, meinte sie. Die Uroma findet es toll, dass das Stillen so gut klappt und meine Tochter so lange “das Beste” bekommt, wie sie (93 Jahre) es nennt.
    Ich will, dass Stillen zum normalen Erleben unseres Alltags gehört. Ich bin dabei sehr dezent. Man muss schon ganz genau glotzen, während wir an- oder abdocken, um meine Brust zu sehen. Die meisten denken, das Kind würde schlafen und sind dann überrascht.
    Mir ist es vollkommen wurscht, wer wie lange stillt. Das soll jeder selbst wissen/fühlen. Aber niemand sollte sich verstecken müssen!
    Deshalb: nicht provozieren und zicken. Einfach selbst als normal vorleben – Punkt 🙂

  9. Neid und Mißgunst sowie die eigene Unzufriedenheit sind der kranke Nährboden für die ganze geheuchelte Empörung! Als wäre das nicht schon schlimm genug, beteiligen sich noch die Gerichte federführend am Denunziantentum. Das geht sogar so weit, dass sich hier keine einzige Frau findet, die sich traut, einzugestehen, dass das Stillen durchaus auch eine natürliche sexuelle Komponente habe!

    Das ist genauso unehrlich wie die angebliche Gleichbehandlung der öffentlichen Nacktheit zwischen den Geschlechtern. Real aber wird, – jedenfalls in der westlichen Welt -, die öffentlich nackte Frau strafrechtlich verschont und der öffentlich nackte Mann strafrechtlich verfolgt.
    Wir haben ein grundsätzliches Problem mit sogenannten “öffentlichen sexuellen Handlungen”, was die willkürliche juristische Umgangsweise mit “öffentlichen sexuellen Handlungen” beweist.

    Eine Frau, die prächtig die Brustwarze geschnuckelt bekommt, soll hier als sexuell unempfindsame Nahrungsmittelmaschine verkauft werden? Da geht’s doch schon los mit der Unehrlichkeit der mit Sexuellem zu tun habenden Organe, bestehend aus Justiz, Moralaposteln, manchen stillenden Frauen usw. Schon ist es bemerkenswert, dass Frauen und Männer Opfer eines nur männlichen Exhibitionisten sein können und im Umkehrfall Opfer eines immer männlichen Voyeurs sind! Ja wurde denn jemals eine Exhibitionistin oder eine Voyeurin vor’s Gericht zitiert?

    Dabei ist die öffentliche Vornahme einer sexuellen Handlung keine Straftat. Nichtmal Geschlechtsverkehr in der Fußgängerzone würde strafrechtlich verfolgt werden können, wenn sich niemand der damit unfreiwillig konfrontierten Passanten darüber beschwere! Sogar müsste jede beschwerdeführende Person als Zeuge eigentlich dem Gericht mit medizinischem/psychologischem Gutachten beweisen, dass sie vom bloßem Zusehen einer sexuellen Handlung anderer einen schweren Schaden erlitten hat! Denn bloße Empörung dürfe kein Straftatbestand sein.

    Darüber hinaus erfüllen öffentliche sexuelle Handlungen milder Natur nichtmal im Beschwerdefall eine Anzeige-Rechtfertigung nach § 183 StGB “exhibitionistische Handlungen” oder § 183a StGB “Erregung öffentlichen Ärgernisses”. Hierzu zählen: Öffentliches Küssen, öffentliche Nacktheit, öffentliche Teilnacktheit, sowie öffentlich bekleidet oder teilnackt oder nackt sexuell erregt zu sein,- solange man sich dabei nicht am nackten Geschlechtsteil berührt.

    Und eben auch öffentliches Stillen ist als sexuelle Handlung nicht erheblich genug, um es ahnden zu können.

  10. Andreas222

    Diejenigen die sich über eine nackte Brust aufregen, schauen gerade zu noch direkt dahin! Statt weg zu schauen, wenn sie dieses nicht mögen.
    Das ist das kranke der Moralisten, ein Phänomen das einfach unmöglich ist und zu recht zu mindestens in Schottland bestraft wird. Warum hier nicht?
    Weil hier eine Gesellschaft herangewachsen ist, die sich immer prüder mit Nacktheit gibt und das obwohl im TV oft nackte Tatsachen gezeigt werden, so wie im Internet oder in Zeitschriften.
    Was kann dagegen getan werden?
    Die Presse, die Politik, die Polizei darauf aufmerksam machen, dass hier eine Entwicklung in Gang gekommen ist, die dafür sorgt das die Prüderie immer mehr Einzug in unserem Leben hat. Das zerstört den Freiheitsdrang der Menschen. In München an der Isar ist diese Entwicklung zu sehen. Da waren sehr viele nackt, dieses hat sich gewandelt. Es trauen sich nur noch ca. 10% nackt dort zu sonnen, früher 50%! Tendenz, bald gar keiner mehr! Im Osten wo FKK ein Ausdruck des erlaubten Protestes war, ist dieser soweit zurückgegangen, dass dieses Kulturverhalten als völlig zerstört betrachtet werden muss!
    Ein Grund ist vor allem auch, dass gegen männliche nackte gehetzt wird, als wären das Schwerverbrecher. ( Bankräuber werden besser behandelt ).
    Ein Mann wird ganz schnell zum Exhibitionisten, er brauch nur eine falsche Bewegung machen z. B. für Ordnung im Genital Bereich sorgen und eine prüde Moralistin regt sich darüber auf! Egal was der Mann dann vorträgt, er wird auf jeden Fall hart bestraft dafür! Es gab schon Fälle, wo ein Mann, weil er eine kurze Hose trug im Herbst, die Polizei gerufen wurde und dieser dann verhaftet wurde.
    Verdacht exhibitionistische Handlungen durchführen zu wollen! Irre diese Gesellschaft!
    Was ist das bloß für ein schlimmes Land geworden, wo gegen stillende Mütter, freizügige Männer, jetzt auch noch Bilder von nackten eigenen Kindern, strafrechtlich vorgegangen wird! Pädophilie vorwürfe ganz schnell erbracht werden, auch wenn die Beweise sehr dürftig sind.
    Grund: Gegen Homosexualität darf und kann ja hier nicht mehr gehetzt werden, so müssen dann andere Handlungen als Ersatz hergenommen werden, um den Frust der Moralisten zu befriedigen ( Ersatzbefriedigung )! Die Politik spielt dieses miese Spiel mit und die Polizei schürt mit Volksverhetzenden Parolen die Angst zusätzlich!
    Da gab es schon Fälle wo 150 Mann, Hubschrauber einen Mann ohne Hose gejagt haben, neu Lichts wurde sogar einer erschossen ( aus angeblicher Notwehr natürlich, weil er ein Schweizer Taschenmesser hatte )!
    Ich freue mich wenn ich eine Mutter sehen darf, die Ihren Säugling stillt! Das ist ein sehr schönes Gefühl und zeigt mir das nicht jede/r so bekloppt ist, wie die jetzige Moralisten Welle, die einher geht mit Rechtspopulismus, der Gesellschaft eingebläut hat!
    Solche Einstellung der Prüderie, führt gerade dazu Menschen der Scharia zuzuführen.
    Nicht weil sie nackte Tatsachen nicht sehen wollen, sondern weil sie dann ihren eigenen Sadismus unter dieser Plattform frönen können! Morden und Vergewaltigen ist da ja erlaubt! Stillende Mütter würde die Brust bei lebendigen Leib abgeschnitten werden.
    Menschen sind einfach Irre und wenn die Menschenrechts§ keine Beachtung mehr finden, dann haben alle ein Problem!
    Deshalb liebe Mütter, freizügige Männer und Frauen lasst euch diese Moraldoktrin nicht länger gefallen und geht auf die Straße, sonst wird euch die Moral irgendwann zerstören!

  11. Wenn ich hier schon diese “Argumente” lese… Es sei “nicht angebracht” in der Öffentlichkeit zu stillen.
    Ähnlich sinnvoll wie das Argument meiner Oma, warum am Sonntag keine Wäsche im Garten aufgehangen werden darf. “Das macht man einfach nicht.”
    “Ich kann es nicht begründen, aber das war schon immer so, das muss so und überhaupt!!”

    Ich weigere mich, die komplexbehaftete Beziehung mir fremder Menschen zu (meinen) Brüsten über den Hunger meines Kindes zu stellen.

    Man kann natürlich von sich selbst auf alle anderen schließen (und behaupten, dass Stillen mitten im Trubel ein reiner Spaß für das Muttertier sei, weil “MEIN KIND könnte sich da nicht konzentrieren”) oder man erlaubt einfach jeder Mutter und ihrem Kind eine eigene Stillbeziehung aufzubauen, ohne alles geifernd kommentieren zu müssen.

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